Wenn morgen, am 12. Juni, in Recklinghausen der letzte Vorhang der diesjährigen Ruhrfestspiele fällt, denke ich an den Anfang vor fast 60 Jahren. Der Nachkriegswinter 1945/46 war sehr kalt und in Hamburg gab es Theaterleute, die froren und dies nicht auch ihrem Publikum zumuten wollten. Bergarbeiter von der Zeche König Ludwig IV/V in Recklinghausen-Suderwich wussten Rat und organisierten hinter dem Rücken der britischen Besatzer Kohlen und den Schienentransport nach Hamburg. Die Theaterleute dankten es ihnen auf ihre Weise: sie kamen nach Recklinghausen und spielten. So entstanden die Ruhrfestspiele. Daher das Motto: „Kohle für Kunst – Kunst für Kohle“.
Die Zeche König Ludwig IV/V, eine der modernsten Schachtanlagen im Ruhrgebiet, wurde 1965 stillgelegt. Trotz riesiger Kohlevorräte unter Tage ließ man die Stollen absaufen und machte sie dicht. So „starb“ in Recklinghausen und bald im gesamten Ruhrgebiet eine Zeche nach der anderen. Übrig blieb ein 120 Meter hoher Berg, Europas höchste Abraumhalde, die Hoheward an der Grenze zwischen Herten und Recklinghausen:
Die Kokerei „auf“ Zeche König Ludwig IV/V, ebenfalls hochmodern, wurde bis 1978 weiter betrieben, mit Kohle aus Herten, Erkenschwick und anderen Städten. „Aber die Kohle von IV/V war besser.“ (Ein ehem. Bergmann). Die Hülle eines der Kühltürme kurz vor dem Abriss:
Auch der Förderturm, für zwölf Mille DM wenige Jahre vor der Stilllegung gebaut, wurde gesprengt. Bergleute, die Kohle für Kunst gaben, hatten vergeblich versucht, ihn als Industriedenkmal zu erhalten.
Jetzt erinnern nur noch ein paar Gebäude und die Zechenmauer daran, dass hier unter heute kaum vorstellbaren Bedingungen „malocht“ worden ist.
Fotos © Dietrich Stahlbaum
[…] Siehe auch „Kohle für Kunst – Kunst für Kohle“ […]
LikeLike