Jetzt aktualisiert bei allen Versandbuchhandlungen abrufbar: „Das Buch in der Wolke. Work in Progress“

Coverbild für "Das Buch in der Wolke"

 Klappentext:

„Book in Progress“? Dieses 14. E-Book soll nun wirklich das allerletzte sein. Ein Experiment. Ich bin 93 und kann den natürlichen Alterungsprozess nicht aufhalten, höchstens verzögern. Die Produktivität lässt, wie der Geschlechtstrieb, nach. Das Gehirn arbeitet langsamer.  Gedächtnis, Denken, Sprechen und Schreiben brauchen mehr Zeit. Das Langzeitgedächtnis ist besser als das kurzzeitige. Mir fallen Ereignisse, Erlebnisse, Begegnungen, Menschen und Orte und deren Namen ein, die mich irgendwann mal in meinem Leben beeindruckt haben müssen, längst vergessen sind oder überhaupt nicht existiert haben. „Dichtung und Wahrheit“. Goethe.

Zum Beispiel das Gedicht „Frühlingsglaube“ von Ludwig Uhland, das ich persifliert habe, obwohl ich es wahrscheinlich nie gekannt habe. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, ob wir es im Deutschunterricht „durchgenommen“ haben. Dennoch kam mir die Anfangszeile „Die linden Lüfte sind erwacht“ bekannt vor. Bei Wikipedia fand ich dann die Bestätigung, dass es dieses Gedicht tatsächlich gibt.

Ich werde bis zu meinem Lebensende oder solange ich sehen, denken und empfinden kann, Sehenswertes fotografieren, das Zeitgeschehen beobachten und kommentieren, literarisch arbeiten und die Produkte nach und nach in diesem E-Book publizieren.

Das Buch kann jetzt zum aktuellen Preis von € 0,99 auf ein Lesegerät oder einen PC hier heruntergeladen werden -> https://www.bookrix.de/_ebook-dietrich-stahlbaum-das-buch-in-der-wolke/

 

Am 7. Mai erinnert Vietnam an die Schlacht um Dien Bien Phu, die vor 65 Jahren zum Ende der Kolonialherrschaft Frankreichs in Ostasien geführt hat

Am 7. Mai 1954 erlitten die in 300 km Luftlinie westlich von Hanoi eingekesselten französischen Truppen eine folgenschwere Niederlage.  Sie ergaben sich nach 57 Tagen der Übermacht. Die Verluste waren auf beiden Seiten sehr hoch, besonders bei uns in der Legion, wo jeder Zweite Deutscher war.

Ich habe nach Recherchen aus authentischen französischen und vietnamesischen Quellen und nach Berichten von Legionären und Offizieren der französischen Fremdenlegion darüber in meinem Roman »Der Ritt auf dem Ochsen oder auch Moskitos töten wir nicht« berichtet. Ein Roman über Gewalt, Krieg und buddhistischen Pazifismus in Vietnam, zügig niedergeschrieben in den Jahren 1995-99.

   Deshalb verstehe ich mein Buch als Beitrag zur Versöhnung zwischen den einst verfeindeten Völkern. dst.

Dietrich Stahlbaum

Soldauszahlung in DBP
Soldauszahlung in Bien Phu am 5. Dezember 1953. Dritter von links: Dietrich Stahlbaum

Der Roman:

Reinhard Ganz, Veteran der französischen Fremdenlegion, erhält 40 Jahre nach dem Ende des Indochinakrieges Post aus Hanoi: Aufzeichnungen seines Freundes Miroslav Prochazka, der 1954 in Dien Bien Phu verwundet wurde und seitdem verschollen ist. Er erinnert sich an ihre gemeinsame Zeit in Algerien und Vietnam (1949-54), an einen Krieg, der sie verändert, und an ein Volk, das sich vom Kolonialismus befreit hat.

Im zweiten Teil des Romans schildert Miroslav seinen Weg zu einem engagierten Buddhismus. Er ist mit Hilfe einer jungen Vietnamesin desertiert und lebt bis 1966 in einer buddhistischen Dorfgemeinschaft in den Bergen Nordvietnams. Hier haben Deserteure beider Kriegsparteien und ein verwundeter Ranger Asyl und traumatisierte Waisenkinder ein neues Zuhause gefunden. Mönche, die aus Süd- und Nordvietnam geflüchtet sind, berichten über den gewaltfreien Widerstand gegen das US-amerikanische Eingreifen in Vietnam, gegen die Saigoner Militärdiktatur und gegen Unter- drückung und Verfolgung durch das kommunistische Regime in Hanoi. Am Ende wird auch das Friedensdorf Opfer militärischen Wahns.

   Ein pazifistischer Roman über Soldaten, die erkennen müssen, dass sie nicht töten und zerstören können. Ein zeitdokumentarischer Roman über historische Hintergründe, mit Rückblenden auf eine faschistische Kindheit, auf Erlebnisse eines jungen Tschechen im antifaschistischen Widerstand und auf die ersten Nachkriegsjahre in Ost und West. Ein Entwicklungsroman, der das Wesentliche buddhistischer Lehre und Kultur aus der Sicht eines vermeintlich aufgeklärten Europäers vermitteln und auf ihre Aktualität hinweisen soll.

Mein Carnet des services aériens mit Eintrag 5..-6.12.1953 DBP
Mein Carnet des services aériens mit Eintrag 5..-6.12.1953 DBP

Die Printausgabe des Buches (Aachen 2000) ist vergriffen, Neuauflage seit I/2012 als eBook →  http://www.bookrix.de/_ebook-dietrich-stahlbaum-der-ritt-auf-dem-ochsen-oder-auch-moskitos-toeten-wir-nicht/ 

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Tiens, bien fou! Zum Jahrestag der Schlacht von Dien Bien Phu vor 65 Jahren

Als wir hier [mit unseren Fallschirmen, dst.] gelandet waren und uns versammelten, da drüben am Fluss, ging einer von uns auf den kleinen Hügel und schaute sich um. Er kam zurück und sagte: „Tiens, bien fou!“ Seitdem heißt dieses Plateau nicht mehr Điện Biên Phủ.

Der Capitaine [des 1. Bataillons der französischen Fremdenlegion] hat keine Miene verzogen, als Yang bei einem Befehlsempfang statt Điện Biên Phủ ´Tiens, bien fou!` sagte. Er hat den kleinen Unterschied in der Aussprache wahrscheinlich gar nicht bemerkt.

(„Tiens, bien fou!“ − die Aussprache ist, bis auf das `T`, dieselbe − bedeutet, aus dem Französischen übersetzt: „Sieh da − ganz schön verrückt!“)

Vom 20. bis 23. November landeten 2200 französische Fallschirmjäger in Điện Biên Phủ. Sie sollten die Việt Minh, die Truppen der vietnamesischen Liga für die Unabhängigkeit Vietnams, in dieses Tal, 300 km Luftlinie westlich von Hanoi, locken und in einer den Indochinakrieg entscheidenden Schlacht vernichten.

Der Legionär hatte die Aussichtslosigkeit dieses Unternehmens sofort erkannt und ironisch kommentiert. Die französische Militärführung unter General Navarre hingegen hatte die Intelligenz und die strategischen Fähigkeiten des ehemaligen Lehrers Võ Nguyên Giáp völlig unterschätzt. Die Schlacht endete am 7. Mai 1954 mit einem Desaster und führte noch im selben Jahr zur Aufgabe der französischen Kolonialherrschaft in Ostasien. [Nach Wikipedia: Die Schlacht um Dien Bien Phu, französischen und vietnamesischen Quellen, sowie Berichten von Legionären und Offizieren der Legion]

Ich war als Dispatcher in der Stabskompanie des 1. BEP mitgeflogen und am 5. und 6. Dezember 1953 bei der Truppe.

Die Schlacht – sie begann am 13. März 1954 mit Artilleriefeuer der Vietminh – habe ich nicht mehr miterlebt, weil meine Dienstzeit in Vietnam am 15. März 54 abgelaufen war. Mehr hierzu und Kapitel aus meinem zeitdokumentarischen, autobiografischen Roman »Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht« →  https://stahlbaumszeitfragenblog.wordpress.com/2015/11/15/7-mai-1954-dien-bien-phu-die-schlacht-die-zur-beendigung-der-franzoesischen-kolonialherrschaft-in-ostasien-gefuehrt-hat/

Die Printausgabe des Buches (Aachen 2000) ist vergriffen, Neuauflage seit I/2012 als eBook →  http://www.bookrix.de/_ebook-dietrich-stahlbaum-der-ritt-auf-dem-ochsen-oder-auch-moskitos-toeten-wir-nicht/

 

Zwei Legionäre in einem „Freudenhaus“

Sétif, Algerien 1950. Die Sonne ist hinter dem Berg weggetaucht, und ein kühler Wind weht herüber, vermischt sich mit der Backofenwärme, ausgestrahlt von den Hauswänden, den Steinplatten des Bürgersteigs und der Asphaltstraße. Die Gleichzeitigkeit von heiß und kalt. Später werden wir in einem Araberdorf mit glühendem Gesicht vor offenem Feuer sitzen, während uns die Nachtkälte den Rücken heraufkriecht.

Wir [Reinhard und Miros] bezahlen unseren Kaffee und gehen ins Bordell. Ein altes, graues Gebäude, mehrgeschossig, in einer schmalen Seitenstraße. Eine große Holztür, gefertigt vor vielen Generationen, mit Klappfenster und Klopfer. Der Lack ist rissig, teilweise abgeplatzt, am Klopfer und am Türgriff abgenutzt.

Miros hat es wohl eiliger als ich und betätigt den Klopfer. Das Türfenster wird aufgeklappt. Es erscheint ein breites, ältliches Gesicht. Es ist maskenhaft geschminkt. Eine Araberin. Sie mustert uns wie ein Unteroffizier beim Abendappell. Das Fenster klappt  wieder zu. Jetzt wird die Tür geöffnet, und wir dürfen eintreten.

Vor uns ein langer, hoher Korridor mit kahlen, weißgekalkten Wänden und vielen Türen. An jeder Tür… Da werden wir von der alten Araberin, die auf einem Rohrstuhl an einem kleinen Tisch sitzt, mit einer Handbewegung auf einen Blechteller aufmerksam gemacht. Sie nennt einen Betrag, den ich vergessen habe. Wir blättern ein paar Scheine hin und wollen schnurstracks in den Korridor.

„Messieurs, ici!“ Ihre Hand weist auf die nächste Tür, die erste gleich hinter ihr. Diese öffnen wir und identifizieren, noch bevor wir eingetreten sind, den scharfen Geruch eines Desinfektionsmittels als denselben Stoff, mit dem wir die Latrinen gesäubert haben.

An einem Holztisch, roh gezimmert und blankgescheuert, steht ein Mensch in weißem Kittel und herrscht uns an: „Schwänze raus! Vorhaut, wenn vorhanden, hochziehen!“

Wir folgen diesem Befehl, ohne an eine andere Möglichkeit überhaupt zu denken; und der Mensch, ein Sanitäter unseres Regiments, betrachtet die beiden Penisse, nickt zustimmend, taucht einen Holzspachtel in einen großen, weißen Keramiktopf, schmiert uns eine Salbe auf den Zeigefinger und befiehlt: „Einreiben!“

Als dies geschehen, langt er in einen hohen Pappkarton voller Präservative und entläßt uns jeden mit einem dieser Gummi und den Worten: „So, jetzt könnt ihr feuern! Oder seid ihr katholisch?“ Sein Grinsen verrät uns, daß diese Frage nicht ernst gemeint ist.

Bei vollem Bewußtsein sind wir erst wieder auf dem Korridor, wo an jeder Tür eine Frau steht oder auf dem Boden hockt: Araberinnen, ein paar Europäerinnen, fast jeden Alters, Dunkelhäutige, Hellhäutige, alle sehr sparsam bekleidet, einige in schwarzen, andere in dunkelroten Dessous, dazwischen in weiße, durchsichtige Schleier Gehüllte, behängt mit Fuß- und Armreifen und silbernen Ketten um Stirn und Hals, daran münzenartige Plättchen, die bei jeder Bewegung klimpern.

Wir gehen an erwartungsvollen, einladenden Blicken vorbei und lassen uns schließlich von zwei Europäerinnen hineinziehen in ihre Kammer. Auch hier der uns bekannte Geruch, mit dem wir es zehn Tage lang zu tun hatten, oder nur die Erinnerung daran, und auf der Haut der beiden Frauen ein offenbar billiges Veilchenparfüm.

Die Lust ist uns vergangen, noch bevor wir uns ausgezogen haben. Dies wird uns, nachdem wir es erklärt haben, nicht übel genommen: „Das kommt hier öfters vor.“

Gemeinsam trinken wir eine Tasse arabischen Tee und erzählen uns unsere Geschichten, bis an die Kammertür geklopft und an die Zeit erinnert wird.

Die beiden Frauen, wie alle Europäerinnen in algerischen Bordellen natürlich „aus wohlhabenden Familien“, waren bei einem Afrikatrip hier gelandet und besaßen nichts mehr als ihre Haut. Nun sparen sie für ein anderes und besseres Leben, das wohl ein Traum bleiben wird; es sei denn, ein alter, ausgedienter Legionär holt sie hier heraus und tut sich mit ihnen zusammen.

[Aus: Der Ritt auf dem Ochsen oder auch Moskitos töten wir nicht, Aachen 2000 und eBook 2012]

Erst Kaiser-treu, dann Hitler-treu. Von deutschem Bürgertum

„Ist dein Vater Parteiführer gewesen?“

„Nein, aber er war Mitglied der Partei, seit 33. Er hatte 1930 in unserer Stadt eine Ortsgruppe des Deutschen Luftsportverbandes gegründet. Er hatte sein junges Leben lang vom Fliegen geträumt, und dieser Traum sollte nun verwirklicht werden. Es wurden drei Fluggleiter gebaut. Das sind fliegende Schaukelstühle aus Kieferholmen und Sperrholz, Tragflächen und Leitwerk mit Leinwand überspannt und lackiert. Diese Apparate wurden von einem Gummiseil auf einem kleinen Hügel am Stadtrand in die Luft katapultiert. Angeschnallt und durch einen ledernen Sturzhelm geschützt, saß man am Steuerknüppel und flog immerhin einige Minuten lang.

Der Deutsche Luftsportverband wurde 1933 als Nationalsozialistisches Fliegerkorps gleichgeschaltet. Diese Organisation bildete die künftigen Militärpiloten im Segel- und zum Teil auch im Motorflug aus und warb in der Öffentlichkeit für die Deutsche Luftwaffe.

Ich war dreizehn, als meine Segelflugausbildung begann. Wir wurden also schon als Kinder auf den Krieg vorbereitet.“

„Du bist systematisch zum Nazi erzogen worden; dein Vater war vor 33 nicht in der Partei, aber doch wohl schon ein Nazi?“

„Er hatte sehr früh seine Eltern verloren und ist in der Obhut seiner älteren Schwestern aufgewachsen. Sie haben ihn nicht zum Militaristen gemacht. Er hat seinen Vater vermißt und einen Übervater gefunden.“

„Hitler.“

„Ja. Mein Vater ist am Ende des ersten Weltkrieges als junger Soldat in deutschnationales Fahrwasser geraten, und als Zwanzigjähriger hat er in einem Freikorps, in einer der präfaschistischen, paramilitärischen Verbände, die sich nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland gebildet hatten, im Baltikum gegen die Rote Armee gekämpft. Dann studierte er Zahnmedizin und gehörte einer präfaschistischen Studentenverbindung an. Die Backe hat er sich allerdings nicht zerhauen lassen. Er wollte ja Zahnarzt werden.“

„Die Backe zerhauen – wie? Womit?“

„In den schlagenden Verbindungen war es seit den 1850er Jahren üblich, bei den Mensuren, beim Fechten, sich Schmisse, Verletzungen, an der Backe anzubringen und sie eitern zu lassen, damit dicke Narben entstehen. Diese sollten später die Doktoren als akademische Helden ausweisen. Die älteren Heldensemester, in Altherrenschaften organisiert, verhalfen den jüngeren Heldensemestern nach deren Studium zu einem guten Posten und ebneten ihnen eine Karriere. Mein Vater hatte eine solche Erkennungsmarke nicht.“

„Er wollte kein Held sein. Was dann?“

„Er war ein eher ängstlicher, ein sehr sensibler Mensch. Er war rücksichtsvoll und behutsam. Ein sehr liebenswerter Mensch. Alles andere als ein Haudegen.“

„Ein sanfter Idealist?“

„Er nahm die Parole Volksgemeinschaft, mit der den Massen nationale und soziale Solidarität suggeriert wurde, sehr ernst.

Dennoch setzte er sich nicht mit unserer Hausangestellten an einen Tisch. Das Dienstmädchen mußte seine Malzeiten allein in der Küche einnehmen. Einmal hat er, wie mir meine Mutter später erzählt hat, sich überwinden müssen, eine Proletarierwohnung zu betreten. Ich war zu den Arbeiterkindern ins Haus gegangen und, als mein Vater hereintrat, unter die Ehebetten gekrochen. Minna hatte Urlaub, und meiner Mutter wollte er wohl den Anblick des Elends ersparen. Du gehst nicht wieder zu Kommunistenkindern! befahl er mir nachher. Ich war fünf oder sechs.“

„Volksgemeinschaft…“

„Im Grunde litt er unter der materiellen Not anderer und half, wo er helfen konnte. Er hat die Ärmsten unserer Stadt ohne Honorar behandelt. Selbst den russischen Kriegsgefangenen, die, von einem auf einem Hocker sitzenden Altreservisten mit aufgepflanztem Bajonett bewacht, bei uns im Flur warten mußten, hat mein Vater Füllungen, ja sogar Kronen und Brücken eingesetzt – ohne Honorar, und ihnen Zähne gerettet. Er hätte sie herausreißen sollen. Ebenso verfuhr er bei den sogenannten Fremdarbeitern und Fremdarbeiterinnen. Ein besiegter Feind, hat er einmal gesagt, muß menschlich behandelt werden. Sonst bist du selber kein Mensch. Ohne Zähne oder mit kaputten würden sie verhungern.“

„Dann war er also auch ein Humanist, ein deutscher Humanist.“

„Das war er wohl, mit allen seinen Widersprüchen. Er verabscheute Brutalität. Er hat verfaulte Zähne gezogen und vereiterte Zahnhöhlen gesäubert. Aus dieser Zahnarztperspektive hat er die Verbrechen des Staates gesehen, falls ihm überhaupt klar geworden ist, was da passierte. Denn sie wurden geheimgehalten oder als Maßnahmen zum Schutze des deutschen Volkes verschleiert. Mein Vater, staatsfromm und autoritätshörig, verehrte Hitler wie einen Gott. Ich habe Tränen in seinen Augen gesehen, als er vorm Volksempfänger, so hießen unsere Radioapparate, saß und Hitler reden hörte. Was Der Führer sagte, das war für ihn jenseits aller kritischen Überlegungen.“

„Und deine Mutter?“

„Sie war neunzehn, als ich geboren wurde, und in allem unerfahren. Sie stammt aus einer völkisch-deutschnational gesinnten Familie und gehörte als junges Mädchen dem Luisenbund an. Viele junge Mädchen haben damals die Königin Luise von Preußen, die in Tilsit mit Napoleon zusammentraf, um mildere Friedensbedingungen zu erwirken, angehimmelt. Nach ihr wurde der Bund genannt. Die Luisentöchter veranstalteten Kaffeekränzchen, strickten in Tischdecken vaterländische Symbole ein, sangen dementsprechende Liederund stopften Vierzehnachtzehn den Frontsoldaten die Socken. Im zweiten Weltkrieg war meine Mutter im NS-Frauenbund.“

„Wo lebt sie jetzt?“

„In Norddeutschland bei einer wohlhabenden Großtante, einer Gutsbesitzerin. Die Großtante hat nach dem Tod ihres Mannes Männerstiefel angezogen und ist in die Fußtapfen des Verstorbenen getreten. Sie hätte sich als Unternehmerin in einer Männergesellschaft anders nicht behaupten können. Wir sind in den Sommerferien fast jedes Jahr dort gewesen. Nahezu die gesamte Verwandtschaft war da versammelt, dazu zwei Ferienkinder aus Berlin. Sie wurden wieder aufgepäppelt. Meine Großtante, wenn sie mit ihrem zerknitterten Filzhut über die Felder geht oder, auf ihrem Krückstock gestützt, mit dem Verwalter spricht, wenn sie am Kopfende des langen Eßtisches in der Diele auf ihrem Lehnstuhl sitzt, sieht sie aus wie der Alte Fritz, Friedrich II. von Preußen. Der Alte Fritz wird sie auch genannt, von uns und von den Landarbeitern. Den Lehnstuhl hat ihr der Husholer, der Haushalter, zum 50.Geburtstag gezimmert. Die Landarbeiter mögen sie. Sie gibt ihnen ein gutes Deputat und spricht mit ihnen plattdeutsch. Vor Weihnachten hat sie, die Achtzigjährige, um wenigstens in den Festtagen Not zu lindern, fast hundert Pakete und Päckchen gepackt: mit Fleisch, selbstgemachter Wurst, Schmalz, Eiern und Grütze. Die Pakete brachte der Chauffeur in die Stadt zu kinderreichen Familien. Am 24. Dezember lädt sie vormittags die Gutsarbeiter mit ihren Familien zur Bescherung ins Haus. Es gibt einen Korn, belegte Brötchen, Bier und für die Kinder Himbeersaft, und jede Familie bekommt ein großes Paket: Bettwäsche, Kleidung, Schuhe, Spielzeug. Einmal war es ein Kinderwagen. Oft besucht sie die Katen, die Landarbeiterhäuser am Gutshof, um zu sehen, wie es den jungen Müttern und den Alten geht.“

„Und sie war auch…?“

„Erst kaisertreu, dann Hitler-treu. Sie hat schon 1936 auf den Kotflügeln ihres schwarzen Mercedes je einen schwarzweißroten und einen Hakenkreuzwimpel anbringen und ihrem Chauffeur, einem Treckerfahrer, eine uniformartige Kleidung schneidern lassen, eine Livree. Wir Jungen wurden in Matrosenanzüge gesteckt und saßen auf kleinen Hockern zwischen den Beinen der Erwachsenen hinter der Trennscheibe des Sechszylinders, wenn wir nach Kiel fuhren, in die Marinestadt: Kriegschiffe bestaunen.“

„Und dein Vater, wie ist er gestorben?“

„Ausgehungert und erschöpft, in einem Eisenbahnwagon. Im Winter 45. Bei mehr als 30° Frost. Pflichterfüllung bis zum letzten Hosenknopf hieß seine Devise. Sein Gehorsam hat ihn das Leben gekostet. Er blieb, als er seine Frau und wenigstens zwei seiner Kinder in Sicherheit wußte, ich war an der Westfront, in unserer Stadt zurück, um mit einem Häuflein alter Männer sein Vaterland gegen die sowjetische Armee zu verteidigen. Die anderen Naziführer hatten sich längst verpißt. Mein Vater war 45 Jahre alt, als er auf dem Transport nach Sibirien starb.“

[Aus meinem zeitdokumentarischen, autobiografischen Roman Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht, Aachen 2000, S. 35 ff., vergriffen, jetzt als eBook im BookRix-Verlag 2012]

Alles in einem

Alles in einem, und dieses Eine ist der Augenblick, der Moment, in dem du wahrnimmst und das Wahrgenommene festzuhalten versuchst. Ein Augenblick Ewigkeit. Aber sieh, deine Hände sind leer. Auch die Ewigkeit ist eine Illusion. Alles entsteht und vergeht in einem ununterbrochenen Wandel. Was du für dauerhaft hältst, was dir beständig, was dir unveränderlich erscheint, das sind die Muster in deinem Kopf, die Muster, nach denen du den Wandel sich vollziehen siehst.

[Aus meinem Roman Der Ritt auf dem Ochsen oder auch Moskitos töten wir nicht, Aachen 2000, S. 320, Printausgabe vergriffen, jetzt als eBook → http://www.bookrix.de/_ebook-dietrich-stahlbaum-der-ritt-auf-dem-ochsen-oder-auch-moskitos-toeten-wir-nicht/ ]

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Menschenrechtsverletzungen bei der Fremdenlegion. Leserbrief eines Ex-Legionärs

…an das Medienhaus Bauer, Marl, zu „Schikane-Fotos aus der Fremdenlegion“ vom 24. Februar 2009:

Ich kann bestätigen, dass in der französischen Fremdenlegion Schikanen, die als Menschenrechtsverletzungen bezeichnet werden müssen, üblich waren. Das habe ich 1949/50 selber erlebt und in meinem autobiografischen Roman Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht beschrieben. Ausschnitte daraus:

(Ich habe den Originaltext für den Leserbrief gekürzt. Der volle Text hier am Schluss. *)

Heute muss sich der Legionär verpflichten, die Menschenrechte stets und überall zu achten und seinen Auftrag „im Respekt der Gesetze, Kriegsgebräuche, internationalen Abmachungen und wenn nötig, im Einsatz seines Lebens“ auszuführen.

Im RZ-Bericht heißt es: „Jeder Rekrut erhält für die Dauer seiner Dienstzeit eine neue Identität.“ Das suggeriert, Legionäre seien durchweg Kriminelle und benutzen diese Truppe, um unterzutauchen. Laut Webseiten der Legion wird der Rekrut „eventuell mit einer neuen Identität ausgestattet“ und „kann der Legionär baldmöglichst unter seiner reellen Identität (…) dienen. Sie kann nach einem Dienstjahr (…) beantragt werden. “

Ich selber habe von Anfang an –  1949 bis 54 –  unter meinem richtigen Namen gedient, wurde in Vietnam Pazifist und rate von jeglichem Militärdienst ab.

Am 26.02.09 mit dem Romantext in den Zeitungen des Medienhauses Bauer, Marl, erschienen.

Führungszeugnis
Führungszeugnis

* Miros und ich hatten Brieffreundinnen in der Bretagne, und so arglos, wie wir waren, ließen wir uns ihre Post an die Adresse dieser Familie in Sétif senden und am Kasernentor abgeben.

Eines Mittags wurden wir in das Büro des Sicherheitsoffiziers befohlen. Mit knurrenden Mägen mußten wir fast zwei Stunden lang auf dem Korridor warten, stehend, bis wir nicht mehr konnten und uns auf den Boden hockten. Es war siesta, Mittagspause, und erst als diese zu Ende war, wurden wir hereingerufen. Auf dem Tisch des Offiziers lagen zwei Briefe, geöffnet, harmlose Briefe, wie wir fanden, als sie uns ausgehändigt worden waren. »Warum haben Sie diese Briefe an eine Privatadresse und nicht hierher schicken lassen? Wissen Sie nicht, daß dies verboten ist?«
Ich kann mich nur noch daran erinnern, daß Miros geantwortet hat: »Die Post ist wochenlang unterwegs, bis sie uns hier in der Kaserne erreicht. Was wir über diese Privatadresse bekommen, das ist in wenigen Tagen da.«

Wir wurden bis zum späten Abend verhört, am nächsten Tag zu zehn Tagen Arrest verurteilt, kahlgeschoren und in einem Keller eingeschlossen. Wir haben nie erfahren, ob eine zivile Briefkastenadresse wirklich verboten war.

Morgens gegen fünf, die Nacht war noch nicht gewichen, und auf dem Kasernenhof regte sich nichts, hörten wir nebenan eine Stimme und das Geräusch eines Riegels, der auf- und wieder zugeschoben wurde. Wir traten ans Fenster, es war vergittert, und hörten das Schnauben eines Igels. So hörte es sich an. Dann sahen wir drei Legionäre. Sie robbten an uns vorbei. Ihnen war ein mit schwerem, sperrigem Inhalt gefüllter Rucksack auf den Rücken geschnallt. Wir hörten wieder die Stimme, eine gedämpfte Kommandostimme, und sahen die massive Gestalt eines Sergent-Chefs. Er trieb die Robbenden an und hatte offenbar keine Skrupel, da und dort auch mit einer Stiefelspitze nachzuhelfen. Bald lagen die drei platt am Boden und keuchten. Konnte uns das nicht passieren? Wir hatten Angst.

Als zum Wecken geblasen wurde, waren die drei wieder in ihrer Zelle. Von älteren Legionären erfuhren wir: es waren Ziegelsteine, die in den Rucksäcken für kaputte Rücken sorgten; dieser Sergent-Chef sei ein gefürchteter »Spezialist für Schikanen«, und die Offiziere »sehen weg«, das heißt, sie schliefen noch, wenn er sich, besonders an jungen Soldaten, abreagierte.

Alle Gefangenen mußten nun antreten, und wir beide durften bekotzte und beschissene Latrinen säubern, zehn Tage lang. Wir waren in etwa zwei Stunden damit fertig, denn wir hatten keine Lust, diese Tätigkeit zu verlangsamen, wie dies andere bei anderen Tätigkeiten taten, zum Beispiel beim Küchendienst. Wir wurden wieder eingeschlossen. [S. 17. f.]

Am nächsten Tag, beim Mittagsappell, steht der Sergent-Chef wie immer breitbeinig in dem kleinen, runden Schatten einer Palme und verliest Befehle. Er hat sein Käppi halb über das Gesicht gezogen. Uns hingegen schießen die heißen Sonnenstrahlen ins Gesicht. Es fällt uns schwer, still und stramm zu stehen. Wer sich bewegt, wird herausgerufen, muß sein Käppi abnehmen, dicht an die Hauswand treten, das Käppi neben sich auf den Boden legen, sich umdrehen und mit der Nase die Wand berühren. Ihm wird ein Bogen Papier vor die Nase geschoben, und es wird »Festhalten!« befohlen. »Hände auf den Rücken! Füße zusammen!« Mit der Nase wird das Papier an die Hauswand gedrückt. Unendlich lang wird hierbei die Zeit.
Wer schwarz zu sehen beginnt und schließlich das Bewußtsein verliert, wacht bestenfalls wie aus dem Wasser gezogen wieder auf, manchmal erst in der Krankenstube. Man hat ihm einen Eimer Wasser über den Kopf gegossen.

Auf dem Kasernenhof gab es kein Thermometer. Aber es gab auch niemanden, bei dem wir uns hätten mit Erfolg beschweren können. Dem Einfallsreichtum der Ausbilder beim Bemühen, uns, wie es in einer Bataillonsorder hieß, »den Erfordernissen einer Elitetruppe anzupassen«, waren keine Grenzen gesetzt.

*

Vor unserer Einschiffung nach Indochina sollen wir »scharfgemacht« werden. So sagte es der Sergent-Chef, als er beim nächsten Mittagsappell ein Manöver, an dem mehrere Bataillone, auch Legionäre anderer Garnisonen, algerische und marokkanische Infanteristen, sowie eine französische Panzereinheit teilnehmen sollen, ankündigt. Mit dem Fallschirm springen wir über dem Atlasgebirge ab. Tagelange Märsche durch Halbwüsten und Steppen bei extremer Hitze und kalten Nächten. Wir schleppen uns, unsere Waffen und unsere Verpflegung über einen hohen, nackten Berg, der ein weites Tal umschließt: das letzte Ziel des Manövers. Vulkangestein und Staub. Aus allen Richtungen schlängeln sich gleich Herden nahezu erschöpfter Schafe die Kolonnen talwärts, vorbei an den Felsen und Falten des Berges. Wer zusammenbricht und liegenbleibt, wird am Schluß der Kolonne aufgelesen und auf einen Mulikarren geladen.

Auf unserem ist kein Platz mehr. Wir sind am Ende unserer Kräfte, ausgedörrt wie diese Landschaft. Die Wassersäcke sind leer. Die Hitze müßte sich im nächsten Augenblick mit einer gewaltigen Explosion entladen.

In der Talsohle, dort endet eine asphaltierte Straße, soll ein Heerlager eingerichtet werden und am Abend eine Feldparade stattfinden.
Vorn an der Spitze des Bataillons tippelt der kleine, agile Capitaine, unser Kommandeur. Damit er nicht allein unten ankommt, laufen rechts und links neben unserer Kolonne aufgeregte Unteroffiziere hin und her und treiben die zähe Masse fast erschöpfter Menschen an. Ich ziehe den Kopf ein, so gut es geht, um nicht aufzufallen, und stolpere über die eigenen Füße. Sie wollen mir nicht mehr gehorchen. Der Sergent-Chef hat es gesehen. Vielleicht nimmt er mir das Maschinengewehr ab und läßt einen anderen die schwere Waffe tragen oder trägt sie selbst. Das ist alles, was ich noch denken kann. Aber er nimmt meinem Nebenmann den Sack voller Brote von der Schulter und hängt ihn mir um. Das letzte, was ich sehe, ist sein Grinsen. Ich falle in ein schwarzes Nichts, wache, auf dem Rücken liegend, kurz auf, und in dieser Minute äußerster Wachheit sage ich zu mir: Wenn du jetzt nicht aufstehst, stehst du nie mehr auf!

Ehe sich das Herz ganz zusammenzieht, bin ich wieder auf den Beinen, taumele wie ein angeschossenes Tier im Kreis, gehe ein paar Schritte, spüre, wie der Kreislauf sich reguliert, und sehe, daß Miros den Brotsack vom Boden aufhebt und sich umhängt und auch mein Maschinengewehr schultert. Der Sergent-Chef hat dies scheinbar unberührt mit angesehen, sagt dann aber: »Das war wohl zu viel.«

In der Einsamkeit dieses beinahe tödlichen Augenblicks wurde mir bewußt: In solchen Momenten gibt es niemanden, der dir helfen kann, keinen Menschen und keinen Gott. Du mußt dich selber aus dem Sumpf herausziehen.

Der Himmel explodierte, und es ergossen sich gewaltige Wassermassen ins Tal. Sie verwandelten sich in Ströme von Schlamm und Gestein. Wir hatten das Tal erreicht, standen bis zu den Knien in der Pampe und sollten hier unsere Zelte aufbauen. Irgendwie haben wir das dann auch geschafft.
Am Abend fand die Parade statt. Allerdings brauchten wir nicht zu laufen. Wir wurden auf Lastwagen, die unsere Seesäcke mit den Paradeuniformen und den weißgestrichenen Gamaschen mitgebracht hatten, an einem General und seinen Stabsoffizieren vorbeigefahren, in eben diesen Paradeuniformen mit den weißen Gamaschen und einem frischbezogenen Képi blanc. Vorher wurde uns beim Umkleiden im LKW Akrobatik abverlangt: an der Felduniform und an unseren Händen klebte halbgetrockneter Schlamm.

Es spielte keine Kapelle. Diese war im Schlamm steckengeblieben, mit allen Panzerfahrzeugen, die sie begleitet hatten, und man wartete, etwa fünfzehn Kilometer von uns entfernt, auf Bergungsfahrzeuge. General und Stabsoffiziere standen auf einer Tribüne aus rohem Holz. Sie und wir sahen voneinander nicht viel mehr als Umrisse. Denn längst war die Nacht hereingebrochen, und es begann, als der Regen schlagartig, wie er gekommen war, aufhörte, aus allem Gestein, das nicht vom Schlamm überzogen war, zu dampfen.

Da wir beide gelernt hatten, beim Exerzieren auf dem Kasernenhof aus voller Kehle Befehle zu erteilen, wurden Miros und ich nach unserer Ausbildung zum Caporal befördert. [Printausgabe S. 21 ff.]

Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht, Aachen 2000, Printausgabe vergriffen, jetzt als eBook → http://www.bookrix.de/_ebook-dietrich-stahlbaum-der-ritt-auf-dem-ochsen-oder-auch-moskitos-toeten-wir-nicht/

Von blog.de (25. 02. 2009) übernommen.
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7. Mai 1954: Dien Bien Phu. Die Schlacht, die zur Beendigung der französischen Kolonialherrschaft in Ostasien geführt hat

Vorbemerkung:

Dies ist die alte Fassung des Romans. Ich arbeite z. Zt. an der 2., vollständig neu gestalteten E-Book-Auflage mit korrigiertem Text, aktualisiertem Layout und Fotos.

Am 7. Mai 1954 endete, 300 km westlich von Hanoi, die Schlacht von Dien Bien Phu. Von der Liga für die Unabhängigkeit Vietnams (Vietminh) besiegt, musste Frankreich noch im selben Jahr seine Kolonialherrschaft in Ostasien aufgeben. Ich habe die Schlacht nicht mehr miterlebt, weil meine Dienstzeit in Vietnam am 15. März 54 abgelaufen war, bin aber vorher, am 5. Dezember 1953, als Dispatcher nach Dien Bien Phu geflogen und war zwei Tage dort. Nachfolgend hierzu Ausschnitte und Kapitel aus meinem Roman «Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht», sowie eine Foto-Text-Dokumentation:

Castor wurde erschlagen

Rapport bei Lieutenant Cronenberger, inzwischen befördert, wie jeden morgen um elf. Ich höre ihn sagen: „Wir müssen die Operation Castor vorbereiten! Eine große Sache von mehreren Wochen. Alle Parabataillone nehmen daran teil. Das Kommando hat General Gilles. Über Einzelheiten, soweit sie uns betreffen, reden wir morgen. Seien Sie um vierzehn Uhr bei mir. Nicht um elf, um vierzehn Uhr! Vormittags habe ich eine Besprechung. Alles weitere morgen .“Danke!“
Er verzieht keine Miene. Er scheint nicht besonders begeistert zu sein.
„Ganz, wissen Sie eigentlich, wer Castor war?“
„Ein griechischer Held, mon Lieutenant.“
Nomen est omen: Castor wurde erschlagen – denke ich. Aber ich sage es nicht.

Wo gesprungen werden soll, hat der Lieutenant mir nicht gesagt. Vielleicht weiß er es selber nicht. Die Legionäre werden es erst erfahren, wenn sie in den Maschinen sitzen und ohne Kommando nicht mehr aussteigen können. Vielleicht wird einer zu singen anfangen, und auch die anderen werden versuchen, grölend den Lärm der beiden Dakotamotoren zu übertönen, bis das Flattern in der Magengrube aufhört. An den Fensterscheiben drücken sich ein paar Nasen platt, und es werden alle Flugzeuge gezählt, die in der Formation mitfliegen. Mitunter gibt es dann Streit, weil man sich über die genaue Anzahl nicht einig werden kann. Aber es ist fast immer einer dabei, der das Delta schon oft überflogen hat und sich hier einigermaßen gut auskennt.
Namen von Dörfern werden genannt, ein Fluß, ein Gebirge. Eine Flugrichtung wird ausgemacht. Manchmal wird sogar eine Wette abgeschlossen über das Ziel. Der Streit ist längst vergessen, und man wartet gespannt darauf, daß der Lieutenant oder der Unteroffizier, der die Gruppe kommandiert, aufsteht und sagt, wo es hingeht.
Ich habe heute morgen, als der letzte LKW zum Fluplatz Gia Lam abgefahren ist, oben an der Dachluke unseres Hauses gestanden und gesehen, wie die Maschinen gestartet sind und in langen Ketten hinter den Bergen im Dunst verschwanden. Nach zwei Stunden kamen sie zurück. Das sind etwa dreihundert Kilometer von hier, im Norden, im Süden, im Westen? Miros ist dabei.

Nach der ersten Welle startete eine zweite, dann eine dritte. Weiter habe ich nicht mehr zählen können, weil Adam Birnbaum japsend mich daran erinnerte, daß der Bürodienst längst begonnen habe:
„Lieutenant Cronenberger hat schon nach dir gefragt. Ich habe gesagt, du seiest auf der Toilette. Stimmt das etwa nicht?“
„Da war ich auch, Adam. Soll ich zu ihm kommen?“
„Ja, sofort.“
Ich erfahre, daß nahe der Grenze zu Laos eine neue Operationsbasis geschaffen werden und ich Adjudant-Chef Ruiz bei der Organisation der Verpflegung unterstützen soll. Die Basis ist über den Landweg nicht zu erreichen. Deshalb wird die Versorgung mit Proviant, Waffen und Munition, bis die Landebahn des ehemals japanischen Flugplatzes instandgesetzt ist, aus der Luft mit Fallschirmen erfolgen.
„Wenn Not am Mann ist, werden Sie mitfliegen müssen. Das werden Sie dann von Ruiz erfahren. Wie macht sich Caporal Birnbaum?“
„Er hat sich sehr schnell eingearbeitet. Er wird eine Weile ohne mich auskommen.“

*

Garcia Ruiz ist Lieutenant Cronenbergers rechte Hand. Er ist einer von den Älteren. Er hat ein markantes Gesicht, das man nicht vergißt. Deshalb kennt ihn im Bataillon fast jeder. Adlernase, dunkle, lederne, gegerbte Haut, schwarzer Vollbart, Flügelohren. Beim Mittagessen treffe ich ihn im popote.
„Noch brauche ich dich nicht“, sagt er zu mir. „Das Material ist schon bereitgestellt. Der LKW wird heute Abend beladen. Abfahrt sechs Uhr früh. Abflug gegen acht. Hängt davon ab, wann der Bodennebel sich auflöst. Dien Bien Phu verschwindet jeden Morgen in der Suppe!“
„Dien Bien Phu?“
„Ach, man hat dir noch nicht gesagt, wie der Arsch von Indochina heißt? Dien Bien Phu, das sind ein paar Pfahlhäuser der Thais 300 Luftkilometer westlich von hier, hinter Son La, von Lai Chau südwärts, vor der laotischen Grenze. Ein langes Flußtal, umschlossen von Bergdschungel, 300 bis 700 m hoch. Ein alter Flugplatz ist dort. In drei Tagen wird die Piste fertig sein. Dann werden wir landen können. Bist du schon mitgeflogen – als dispatcher?“
„Damals bei Lai Chau. Da wäre dein bester Kumpel beinahe verblutet.“
„Juan?“
„Juan Sardos, ja.“
„Er hat eine Hure geheiratet und eine Kneipe aufgemacht, bei Marseille.“
„Dann hat er ein gutes Werk getan. Und was soll da am Arsch von Indochina passieren?“
„Das große Schlachten. Den Viets soll ein Riegel vorgeschoben werden, damit sie von Laos aus nicht mehr operieren können.
Der Talkessel wird zu einer Festung ausgebaut. Man will Ho Chi Minh in eine Falle locken. Er soll gezwungen werden, das Gros seiner Truppen in dieser Wildnis zu konzentrieren. Man erwartet, daß er sich hier die Zähne ausbeißen wird.“
„Und so soll das Delta entlastet werden?“
„Nicht allein dies. Der Krieg soll hier entschieden werden!“

20. November 1953: Castor hat begonnen!

Dieses Datum werde ich mir merken müssen.

Die Nachrichten sind spärlich. Aus dem Radio erfahren wir, daß die Operation Castor nach Plan verläuft. Über Verluste schweigt man sich aus. Beim täglichen Befehlsempfang hören wir, daß es bei der Landung Tote und Verwundete gegeben hat. Zahlen und Namen werden nicht genannt. Die in Dien Bien Phu stationierten Viet Minh-Einheiten hatten, wie erwartet, Widerstand geleistet, sich dann jedoch zurückgezogen. Mit solch einem massiven Coup hatten sie wohl nicht gerechnet. Vereinzelt wird aus den Bergen heraus mit Granatwerfern geschossen.
Weitere Parabataillone werden abgesetzt, und es wird Material abgeworfen: mittelschwere Waffen, Munition, Stacheldraht, Gerät für die Instandsetzung der beiden Pisten − es gibt noch eine zweite, kleinere – und Schanzzeug. Es sollen Stollen in den Boden getrieben und Schützengräben ausgehoben werden. Unterstände und Bunker sind zu bauen. Aber der Boden ist steinhart, und in dieser Phase des Unternehmens zählt jeder Tag.
„Die Sache ist gut angelaufen“, meint dennoch Lieutenant Cronenberger. „Ich bin da ganz zuversichtlich.“

*

In fünf Tagen ist die große Piste so weit wiederhergestellt, daß Transportflugzeuge landen können. Man hat Lochbleche verlegt. Sie stammen, wie alles übrige Material, Flugzeuge und Waffen, fast die gesamte Ausrüstung, aus US-Beständen. Es werden Kampfpanzer ausgeladen, eine Planierraupe und Apparate für das Feldlazarett.
Die Proviantierung unseres Bataillons − Garcia Ruiz und ich sind damit beauftragt − bereitet uns keine Probleme; denn es ist Fertignahrung, in den USA auf Fließbändern maschinell verpackt, in Metallfolien, Blechschachteln und Tuben: Kampfrationen in wasserdichten Kisten. Sogar Klopapier, Zahnpasta und Seife sind dabei.

In den ersten Tagen langt jeder gierig zu und achtet darauf, daß keiner mehr bekommt als er. In der zweiten Woche sehnt man sich nach frischer Kost, in der dritten wird gemurrt, wenn nicht endlich Frisches aufzutreiben ist oder nachgeschoben wird. Wir, Garcia und ich, haben dieses Schnellfutter beim Zentraldepot zu ordern, LKWs hinzuschicken, mal er, mal ich die Beladung zu überwachen und nach Gia Lam zu bringen. Ein Dispatcher, der mitfliegt, übernimmt die Fracht und achtet darauf, daß alles ordnungsgemäß in der Transportmaschine verstaut und an Fallschirmen befestigt wird. Er hat dem Piloten und dem Navigateur die Abwurfstellen − meistens sind es mehrere − mitgeteilt und sich die Markierungen auf ihrer Karte noch einmal zeigen lassen. In den nächsten Tagen werde wohl ich an der Reihe sein. Ehrlich gesagt, ich bin gespannt diesmal, neugierig fast, neugierig auf Dien Bien Phu, den Arsch von Indochina. Das ist kein Sinneswandel, kein Selbstverrat − es ist einfach das Bedürfnis, sich einer existentiellen Herausforderung zu stellen. Was du ablehnst, das mußt du selber erfahren haben!

*

Anh

Hanoi, Cité Universitaire. Soeben sind die Listen mit den Namen der Legionäre und Vietnamesen, die am Luftlandeunternehmen CASTOR teilgenommen haben, eingetroffen, und ich muss die Daten des Operationssprunges in die Flugbücher der Männer eintragen. Sie bekommen dann eine Sonderzulage. Ein Flugbuch fehlt! Ich habe einen Mann zu viel auf der Liste! Einen Vietnamesen: Dao Duy Anh. Ich kenne ihn. Es ist der Kleine, der hier als Boy gearbeitet hat. Er hat sich drei Jahre älter gemacht und ist nun bei uns Soldat. Er ist höchstens fünfzehn. Es ist kaum zu fassen: Er ist mitgesprungen − ohne am Fallschirm ausgebildet zu sein! Und keiner hat es bemerkt.
Oder?
Wenn ich das melde, gibt es ein Disziplinarverfahren für den, den sie dafür verantwortlich machen, mit Degradierung und Strafversetzung. Ich warte lieber ab, bis ich weiß, wie es passiert ist, wie so etwas hat passieren können. Jetzt kommt es erst einmal darauf an, keine schlafenden Hunde zu wecken. Vielleicht steht dieser Name irrtümlicherweise auf der Liste. Ich kann mir das gar nicht anders vorstellen.

Er ist tatsächlich nirgends zu finden. In der Waffenkammer, wo er gearbeitet hat, frage ich den dicken Caporal-Chef, der das Magazin verwaltet: „Wo ist Anh?“
„Hier nicht.“
Der Caporal-Chef grinst, als wüsste er Bescheid.
„Wo denn?“ frage ich.
„Weiß nicht. Anh ist vor fünf oder sechs Wochen abgezogen worden. Mehr weiß ich nicht.“
Das ist alles, was ich erfahre.

Điện Biên Phủ, 5. Dezember 1953. Ich sitze seit eineinhalb Stunden auf einer Kiste voller Handgranaten und überprüfe die Soldlisten und anhand dieser Listen die Anwesenheit der Legionäre und Vietnamesen unserer Kompanie und aller Unteroffiziere des Bataillons. Es gibt eine Sonderzulage für die Teilnahme an dem Luftlandeunternehmen, und es sind Banküberweisungen auf Konten in Frankreich, Schuldtilgungen, Alimentenzahlungen und dergleichen durchzuführen. Die Männer kommen einzeln und in kleinen Gruppen zu mir. Ich muss sie beraten und mit ihnen Verfahrenweisen besprechen. Da ist Anh!
„Wie hast du das fertiggebracht?“ frage ich ihn.
„Was fertig, Sergent?“
„Du bist mit dem Fallschirm abgesprungen. Wo hat du das gelernt?“
„Ich hab geguckt, Sergent, wie machen die andern.“
„Und keiner hat bemerkt, daß du kein brevet * hast?“
Er lacht von einem Ohr zum andern.
„Keiner, Sergent… du!“
„Na gut. Okay. Du kannst gehn! Aber du nimmst am nächsten Springerkursus teil. Dann bekommst du auch die Zulagen. Melde dich bei mir, wenn du wieder in Hanoi bist!“
„Danke, Sergent, danke!“
Was soll ich jetzt tun? Ich weiß es nicht. Abwarten? Vielleicht regelt sich das von selbst.
Das hat es denn auch.
———

* le brevet parachutiste: das Militär-Fallschirmspringer-Diplom

Flugbuchseite 1953Aus den Aufzeichnungen von Miros über Điện Biên Phủ:

Tiens, bien fou!
Als wir hier gelandet waren und uns versammelten, da drüben am Fluss, ging einer von uns auf den kleinen Hügel und schaute sich um. Er kam zurück und sagte: „Tiens, bien fou!“ Seitdem heißt dieses Plateau nicht mehr Điện Biên Phủ. Der Capitaine hat keine Miene verzogen, als Yang bei einem Befehlsempfang statt Điện Biên Phủ ´Tiens, bien fou!` sagte. Er hat den kleinen Unterschied in der Aussprache wahrscheinlich gar nicht bemerkt.
(„Tiens, bien fou!“ − die Aussprache ist, bis auf das `T`, dieselbe − bedeutet, aus dem Französischen übersetzt: „Sieh da − ganz schön verrückt!“)

Wir sollten wieder einmal Artilleriestellungen erkunden, denn es war immer noch nicht gelungen, sie genau zu orten. Die meisten der wenigen Granaten, die einzeln abgeschossen wurden, trafen ihre Ziele. Ein Bunker stürzte ein. Granatwerfer und Geschütze fielen aus. Auch der Flugplatz wurde getroffen. Und jedes Mal, wenn danach Todesstille eintrat, trugen wir Verwundete zum Chirurgen und sammelten auf, was von Verstümmelten und Zerfetzten übrig geblieben war.
Wenn wir den Abschuss hörten, war es zu spät, in Deckung zu gehen. Das machte uns alle unsicher und nervös. Es waren offensichtlich Probeschüsse. Ihre Artillerie war dabei, sich einzuschießen: ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartete. Dies war uns allen klar. Aber keiner sagte es. Wir wussten also, dass sich die Viet Minh-Artillerie ringsherum in den nächsten Bergen befindet; sie blieb unsichtbar. Unsere Luftaufklärung war ebenso erfolglos, wie wir es mit unseren Spähtrupps waren. Wir sind bis zu den Punkten, wo nachts Mündungsfeuer gesichtet worden war, vorgedrungen − vergeblich. Die Felsen, Bäume und Sträucher, die wir akribisch abgesucht haben, gaben das Geheimnis nicht preis. Nirgendwo eine Spur, nirgendwo heruntergetretenes Gras, ein abgesägter Ast, eine vergessene Granathülse, eine Zigarettenschachtel oder Konservendose − nichts als scheinbar unberührte Natur.

Die Viet Minh-Kanonen wurden in unterirdischen, bombensicheren Felsenbunkern vermutet. Deshalb sollten sie, sobald sie aufgespürt waren, von Pionierkommandos gesprengt werden. Wir haben sie nicht entdecken können.
Bei einer dieser − nächtlichen − Unternehmungen bin ich verwundet worden. Wir waren auf dem Rückweg, erleichtert, gelöst, unachtsam. Es wurden sogar wieder Witze gemacht. Etwa 300 Meter vor unserem Stützpunkt prasselte es auf uns herab. Ich verspürte einen harten Schlag an meinem linken Arm und warf mich hin. Neben mir stürzte einer zu Boden. Er blieb regungslos liegen. Ich robbte zu ihm. Er war tot. Ein Verwundeter saß, an einen Stein gelehnt, und starrte mich an. Vor ihm lagen zwei Tote. Einige von uns schossen blind zurück. Der Gegner war längst über alle Berge.

Der Feuerüberfall hatte höchstens ein, zwei Minuten gedauert. Jetzt erst kamen die Schmerzen. Ich betastete meinen Oberarm und leckte warmes Blut von meinen Fingern. Im Jackenärmel war hinten ein kleines und vorn ein großes Loch.
Vom Stützpunkt kamen mit einem Sergent zwölf Legionäre und brachten uns zurück. Die Wunde schmerzte. Sie blutete nicht mehr. Sanitäter versorgten die anderen, offenbar Schwerverwundeten, dann mich.
„Glatter Durchschuss,“ sagte einer, „reicht nicht für den Dampfer. Kriegst ein bisschen Urlaub in Hanoi. In drei Wochen bist wieder hier.“
„In drei Wochen werde ich repatriiert. Der Vertrag ist dann abgelaufen.“
„Na, da hast aber Schwein gehabt!“

Der Chirurg, in blutiger Gummischürze, hatte keine Zeit, um sich meine Wunde anzuschauen. Er hörte sich den Bericht des Sanitäters an, hob segnend seinen Arm und rief mir zu: „Grüß mir alle Huren von Hanoi, Sergent! In vier Wochen brauchen wir dich wieder hier.“
Da habe ich lieber nichts gesagt.

Die große Schlacht hat noch nicht begonnen, dennoch ist der kleine Lazarettbunker bereits überfüllt. Es werden mit jeder Maschine, die hier landet, Verwundete nach Hanoi geflogen, aber es kommen zu viele nach. Kaum einer unserer Spähtrupps, die das Umfeld der „Festung“ Điện Biên Phủ erkunden sollen, kehrt vollzählig zurück. Fast alle werden zusammengeschossen. Der Gegner taucht aus dem Nichts auf und verschwindet wieder im Nichts.

Die Verwundeten werden auf Tragbahren zum Flugplatz gebracht. Wer gehen kann, wie ich, geht oder humpelt hinterher. Wir warteten am Rande der Rollbahn auf eine Maschine: drei lange Reihen Schwerverwundeter und ein Dutzend Leichtverwundete. Wir waren darauf gefasst, dass jeden Augenblick Granaten einschlagen. Da lagen auch vierzig oder fünfzig Pakete: Leichen, in Zeltbahnen eingewickelt. Die Toten werden hier bald in Massengräber gelegt werden müssen.

Die ersten Flugzeuge sind spät gekommen. Bodennebel hinderte sie am Landen. Dann ging es wie am Schnürchen. Eine Maschine landete, eine andere startete, im Wechsel. Sie brachten den Nachschub und nahmen die „kampfunfähigen“ Männer mit, zuerst die Schwerverwundeten und, wo noch Platz war, die Leichtverwundeten.
Ich habe Yang gesehen! Er stand mit einem Legionär bei einem Beinamputierten, der auf einer Bahre lag.
„Yang!“
Er hatte mich gehört. Er winkte zurück. Er bückte sich, beide bückten sich, hoben die Bahre auf und trugen sie im Laufschritt zu der nächsten Maschine, die eben gelandet und entladen worden war. Sie musste gleich wieder starten.

Verwundeter vor Abflug
Verwundeter vor Abflug

Acht Verwundete wurden auf Tragbahren ins Flugzeug gebracht. Der Legionär stieg aus und Yang…? Yang stand in der offenen Luke und winkte. Fliegt er mit?
Die beiden Motoren der Dakota wurden hochgefahren. Die Luke wurde geschlossen. Das Flugzeug rollte davon und hob ab. Yang war mitgeflogen!

Schon landete die nächste Maschine, und bis zum Nachmittag lichteten sich die Reihen der Tragbahren mit den Verwundeten. Die Toten werden warten müssen!

Endlich war ich an der Reihe. Yang war noch nicht wieder zurück. Eine Granate schlug mitten zwischen den Zeltbahnenbündeln ein. Die Toten wurden ein zweites Mal getroffen. Das Flugzeug, das auch mich mitnehmen sollte, ist nicht beschädigt worden. In der Luke stand schreiend und gestikulierend der Pilot. Er trieb zur Eile und half, die Schwerverwundeten hineinzuheben. Sie lagen apathisch auf ihren Tragbahren und hatten offenbar keine Schmerzen. Sicherlich hatte man ihnen eine starke Dosis Morphium eingespritzt. Als letzter bestieg ich die Maschine. Wir starteten. Tiens, bien fou! − Adieu!

[Aus: Dietrich Stahlbaum: Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht, Roman, Aachen 2000, Printausgabe vergriffen, seit I/2012 als eBook http://www.bookrix.de/_ebook-dietrich-stahlbaum-der-ritt-auf-dem-ochsen-oder-auch-moskitos-toeten-wir-nicht/ ]

Die Dokumentation Bilder aus Vietnam →  http://www.dietrichstahlbaum.de

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Stürme über dem Mittelmeer. Der „Badewanneneffekt“

Ich habe ihn zwei Mal erlebt: bei einer Schiffsfahrt von Algier
nach Port Said (Suezkanal) im März 1951. (Weiter ging`s nach Nordvietnam):

«Jetzt sitzen wir in langen Reihen auf unseren Seesäcken vor
dem Bauch eines dicken Schiffes, das in Algier an der Mole vor
Anker liegt, und frösteln. Es ist die Pasteur, 30450 BRT.

Unser verdünntes Blut soll uns die Anpassung an das Tropenklima
erleichtern. Hier aber weht eine kühle, steife Brise vom Meer
herüber. Salzige Brecher klatschen auf die Mole und hinterlassen
weiße Ränder an der Mauer und auf dem Pflaster.

Bei so vielen Menschen, ich schätze achthundert bis tausend,
die auf ihre Einschiffung warten, ist immer jemand dabei, der
Bescheid weiß; und so erfahren wir, daß ein schwerer
Wintersturm acht Tage lang das Mittelmeer aufgewühlt und sich
inzwischen gelegt hat. Was wir sehen, sei der „Badewanneneffekt“:
hohe, spitze Wellen noch viele Tage nach dem Sturm. Sie erzeugen
auch den Wind, der uns frösteln macht.

Es wird Abend. Das Schiff ist hell erleuchtet. Ich weiß nicht,
wie viele Kabinenfenster und Bullaugen es sind. Überall brennt
Licht, als seien die Fahrgäste, die an Bord erwartet werden,
verwöhnte Touristen, betuchte Weltenbummler mit zwanzig
Koffern und nicht frisch ausgebildete Legionäre und Soldaten
der Kolonialtruppe mit kleinem Sold, ihre Unteroffiziere und
Offiziere, diese allerdings mit großen Holzkisten, die eben an
Bord getragen werden. Der Mann neben mir, ein älterer
Legionär, der bereits drei Jahre lang in Indochina war, sagt mit
todernster Stimme: „Die haben ihre Särge immer dabei. Ich
habe einmal in Oran löschen geholfen und mich gewundert,
daß die Särge der Offiziere viel schwerer sind als die anderen.
Es waren ja alle Zinksärge, und die sahen alle gleich aus.“

Obwohl wir neugierig zuhören, bricht er das Gespräch ohne
weitere Erklärungen ab und unterhält sich mit einem Sergent.
Es kommt Bewegung in die auf ihren Seesäcken sitzenden
Soldaten. Kommandos. Unsere Einschiffung beginnt.
Es ist Nacht geworden. Die Pasteur soll in aller Frühe ablegen.
Im Unterdeck, in einem der großen Schlafsäle, wird uns ein
Platz für die nächsten einundzwanzig Nächte zugewiesen. Hier
unten ist es mollig warm. Die meisten von uns fallen erschöpft
auf die harten Pritschen. Schon hat uns der Schlaf übermannt.
In das leise Summen der Schiffsaggregate mischen sich
menschliche Geräusche: das Atmen, Schnarchen und Furzen
von Hunderten, die nun nach Ostasien transportiert werden, als
Kanonenfutter einer Kolonialmacht.

Aber solche Gedanken lagen uns damals noch fern. Miros, der
Philosophie studieren wollte, konnte, ebenso wie ich, nicht
erkennen, daß Philosophie etwas mit dem täglichen Leben zu
tun haben könnte und sollte und daß andererseits das tägliche
Leben, also auch unseres hier, etwas mit Philosophie zu tun
haben könnte und sollte. Für uns waren es zwei Welten, eine
konkrete und eine abstrakte, die Sinnen- und die Gedankenwelt.
Und zwischen diesen beiden Welten konnten wir hin- und
herpendeln, so daß wir uns entweder auf dem einen oder auf
dem anderen Ufer befanden.

Jetzt befanden wir uns an Bord eines großen Schiffes und
ahnten noch nicht, daß es ein sehr schwankender Boden sein
sollte.

Als ich aufwachte, zitterte das Schiff am ganzen Leibe.
Mahlende Geräusche, die Getriebe der Maschinen. Sie treiben
die beiden Schrauben an, die sich durch das Wasser winden und
das Schiff bewegen. Das Vibrieren des Schiffskörpers überträgt
sich auf unsere Körper. Wir sind zu einem Teil des Schiffes
geworden.

Wir legen ab, schieben uns seitwärts. Das Zittern hört auf, und
nun geht die Fahrt aus dem Hafenbecken heraus aufs offene
Meer. Ich bin an Deck gelaufen und stehe jetzt an der Reling.
Die Sonne steigt glühend rot aus dem Meer. Vom Minarett der
großen Moschee ruft der Muezzin zum Gebet. Es ist wie ein
Klagegesang. Wie ein Abschied und eine Begrüßung zugleich.
So empfinde ich es.

Die Wellen türmen sich hoch auf, überschlagen sich, vergischen,
und schon wächst aus dem Wellental die nächste Woge. Am Bug
wälzen sich Brecher über das Deck. Ein rotes Seil,
querüberdeckgezogen, soll uns daran hindern, daß wir nach
vorn unsere Neugier befriedigen gehen. Wir sollen nicht auf
diese Weise unser Leben riskieren.

„Ein über Bord gegangener Legionär ist auch für den
französischen Staat nichts wert“, meint einer, der mit bleichem
Gesicht neben mir steht, sich erbrechen will und nichts im
Magen hat.

Jetzt sehe ich, das Schiff schiebt sich nicht nur nach vorn,
sondern es neigt sich auch gemächlich zur Seite, erst zur einen,
dann zur anderen und wieder zurück. Ich spüre es nicht, aber
ich sehe es am Horizont, an der Linie, die, ebenso wie das
„Auftauchen“ der Sonne aus dem Meer, eine optische
Täuschung ist. Selbst der Augenschein trügt! Keiner stolpert
darüber, daß wir die Sonne vergolden, sie auf- und untergehen
lassen.

Geht nicht vielmehr die Erde auf und unter und nimmt uns
dabei mit? Und dieses Schiff? Ist nicht das einzige, was hier und
jetzt sichere Gewißheit ist, sein ruhiges und beständiges
Wanken? Das Schiff, das uns trägt, es wird selber getragen. Es
schiebt sich durch das bewegte Wasser, teilt es und verdrängt
gewaltige Mengen dieser flüssigen Masse; eine Wunde, die sich
hinter uns immer wieder schließt. Und auf der uns gegenüberliegenden
Seite der Erdkugel hängen die Menschen mit ihren Köpfen nach unten?
Sie bemerken es nicht.

Was ist oben und was ist unten? Du kannst dich allenfalls an
dieser Reling festhalten, an einem Stück Eisen, das immer
wieder von neuem mit Ölfarbe überstrichen worden ist, weil
immer wieder die Ölfarbe abblättert und uns daran erinnert,
aß nichts Bestand hat außer dieser Erkenntnis. Denn eines
Tages wird auch das Eisen, aus dem die Reling besteht,
verrostet und verschwunden sein, und dann hast du nichts
mehr, woran du dich festhalten kannst.

Zum Glück lenkt mich der Hunger von solchen abstrusen
Gedanken ab. Ich gehe in den Speisesaal und sehe, daß es nur
wenige sind, die ebenfalls Hunger haben. Jetzt kann ich mich
einmal sattessen! denke ich und will über einen der langen, für
etwa hundert Soldaten gedeckten Tischen herfallen, da legt sich
der Speisesaal auf die Seite, und alles, was auf den Tischen ist:
Teller, Tassen, Bestecke, Kaffeekannen, baguettes und
Marmeladengläser… rutscht mit großem Schwung zu Boden, aufs Parkett.
Es scheppert. Die Tische richten sich langsam wieder auf und
sind  – leer. Dennoch wird gefrühstückt, wenn auch ohne Kaffee. Es ist ja,
ausnahmsweise, mehr als genug da.

Im Schlafsaal finde ich Miros in einem erbärmlichen Zustand.
Er windet sich auf seiner Pritsche. Aber wie soll ich hier einer
Landratte helfen? In diesem Mief wird ja selbst einem Seemann
schlecht. Ich rede auf ihn ein: „Wenn du hier liegen bleibst,
wirst du ersticken. Komm mit hoch an die frische Luft! Die
wird dir helfen. Da verschwindet deine Übelkeit. Du warst ja
wohl noch nie auf See.“

Ich greife ihm wie einem Betrunkenen unter die Arme. Wir
gelangen an Deck, und ich veranlasse ihn, tief und kräftig aus
und die frische, salzige Luft einzuatmen. Wenn Leichenblässe
keine Farbe ist, dann hat sein Gesicht nun wieder Farbe
bekommen.

Ich weiß nicht mehr, wie lange wir in Port Said vor Anker
lagen. Es waren einige Stunden, denn hier am Eingang des
Suezkanals stauten sich die Schiffe. Die 16o km lange
Wasserstraße darf mit höchstens 14 km/h befahren werden.

Das sind etwa zwölf Stunden von einem Ende bis zum anderen.
Ich weiß auch nicht mehr, wie viele Tage die Pasteur von Algier
bis Port Said gebraucht hat.

Die schwere See war hinter uns, der Appetit kam wieder, und
die Köche hatten voll zu tun. Der Speiseplan war auf leichte
Kost umgestellt worden. Es wurden kleinere Mengen serviert
und dementsprechend kleinere Mengen an die Fische verfüttert.
Selbst die leichte Kost war vielen zu viel.»

[Aus: Dietrich Stahlbaum: Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht Ein Roman, Aachen 2000 S. 24 ff. Printausgabe vergriffen, jetzt als eBook → http://www.bookrix.de/_ebook-dietrich-stahlbaum-der-ritt-auf-dem-ochsen-oder-auch-moskitos-toeten-wir-nicht/ ]

Und auf der Rückfahrt März/April 1954 auf einem Liberty Ship:
Und auf der Rückfahrt März/April 1954 auf einem Liberty Ship:

http://de.wikipedia.org/wiki/Liberty_Ship .

Einem Vetter von mir, ehemals Kapitän zur See der Reichsmarine, ist nach dem 2. Weltkrieg das Kommando über solch eine Nussschale angeboten worden. Er hat abgelehnt. Er hatte erfahren, dass nicht nur 196 Liberty-Schiffe im Verlauf des Krieges durch Feindeinwirkung verloren gegangen waren, sondern dass etliche bei der Überfahrt von Amerika zur Normandie (Invasion) einfach auseinander gebrochen waren. Er hat mir davon erzählt –1957!

Die Geschichte vom Karpfen

KarpfenDie Geschichte vom Karpfen

Mit ruhigen Worten, aber etwas lauter als bisher, sprach der Rôshi * weiter:

„Als ich in Frankreich studiert habe, waren mein buddhistischer Lehrer Thây Ngoc Loan und ich einmal Gäste im Hause der Eltern eines Kommilitonen. Wir Jungen tanzten und die Alten diskutierten mit dem Thây. Am Abend lud der Hausherr uns beide zu einem Gang durch seinen Garten ein. Wir setzten uns auf eine Bank an einem kleinen Teich und genossen die relative Stille. Es war natürlich jedes Mal, wenn die Verandatür geöffnet wurde, Musik zu hören, leise zwar, aber sie drang ins Ohr.

Doch der Hausherr hatte uns nicht zum Meditieren an den Teich geführt. Er begann ein Gespräch und sagte, er sei Philologe und habe unter anderem auch einige buddhistische Texte analysiert. Ergebnis: Der Buddhismus sei voller Widersinn und entspräche daher in keiner Weise seinem rationalen Weltverständnis.

Thây Ngoc Loan hatte bei seinem langen Aufenthalt in Frankreich immer wieder die Erfahrung gemacht, daß man hier seine Ansichten eher mit Hauen und Stechen verteidigt, als sie zu ändern. Nun sagte er:

Ihr Sohn studiert Physik. Nach meiner Kenntnis gehört Physik zu den Wissenschaften, bei denen es auf äußerste Exaktheit ankommt. Ein Denkfehler, eine falsche Berechnung, kann eine Katastrophe zur Folge haben, besonders bei hochsensibler Technik. Aber auch in der Natur verläuft nicht alles nach den Gesetzen der klassischen Logik. So gibt es in der Atomphysik Phänomene, die dem Grundsatz dieser Logik, dem Satz von der Identität, widersprechen.

Der Hausherr rezitierte: Alles ist sich selbst gleich.
Richtig. Sie wissen sicherlich, daß Licht, also Strahlung, Wellen und zugleich Teilchen, Partikel sind, je nachdem, unter welchem Aspekt Sie es betrachten. Strahlung und Materie, Materie und Energie, Wellen und Teilchen – je weiter man die Natur, die Wirklichkeit erforscht, desto mehr Paradoxa wird man entdecken. Paradoxa lassen sich nicht analysieren. Und haben Sie von dem Kreter gehört, der gesagt hat: Alle Kreter lügen?
Darauf er: Es gibt natürlich Ausnahmen. Da haben Sie recht.

Thây Ngoc Loan: Der Buddhismus weist über das Denkbare hinaus – wie das Leben selbst. Und was geschieht, wenn man darangeht, es zu analysieren? Erlauben Sie mir, Ihnen eine Geschichte zu erzählen, die Geschichte vom Karpfen.
Gern. Bitte!
Sie hat zwei Teile. Der erste:

Monsieur, Sie sitzen am Ufer eines Teiches und schauen auf das Wasser.
Blütenstaub auf einem Spiegel. Am Ufer, Ihnen gegenüber, stehen alte Weiden, wie hier. Lange Äste hängen tief über dem Wasser. Ein Karpfen kommt herangeschwommen, in ruhigen, bedachtsamen Zügen, ein großes Tier. Der Fisch sieht Sie an. Sie erwidern den Blick. Er öffnet sein Maul. Er wartet darauf, daß Sie ihn füttern. Auf der Wasseroberfläche sind Muster entstanden und überlagern die Spiegelung der Weiden. Lichtreflexe. Sie holen aus der Tasche Ihrer alten Jacke eine Handvoll Krümel heraus. Die Krümel sind vom Abendbrot übrig geblieben. Sie streuen die Krümel ins Wasser. Der Fisch schnappt zu. Er verschlingt die Krümel, ehe sie in der schwarzen Tiefe versinken. Jetzt zieht er Schleifen durchs Wasser, aber Ihre Hand ist leer. Er umkreist die Stelle, an der die Krümel ins Wasser gefallen sind. Neue Muster entstehen und zerfließen. Der Fisch ist weggetaucht. Die Oberfläche des Teiches ist blank. Auch die Lichtreflexe sind verschwunden. Der Fisch taucht wieder aus dem Wasser hervor. Er schaut Sie an…

Der zweite Teil:

Sie stehen am Ufer Ihres Teiches und warten auf den Karpfen. Sie haben eine dicke, lange Bambusstange mitgebracht. Am Ende der Stange ist ein Netz, befestigt an einem Reifen aus Draht. Ein Kescher. Den Kescher stecken Sie ins Wasser. Der Karpfen kommt herangeschwommen und öffnet sein Maul. Er schnappt nach dem Netz. Er schnappt ins Leere. Sie drehen den Kescher und ziehen ihn vorsichtig dem Fisch über den Kopf. Der Fisch verfängt sich im Netz. Könnten Sie hören, Sie würden ihn schreien hören. Aber Sie hören nichts. Sie beugen sich nach vorn, um Schwung zu holen, und ziehen den Kescher mit dem schweren Fisch aus dem Wasser. Sie warten nicht, bis es abgetropft ist; mit einem harten Schlag auf den Kopf betäuben Sie den Fisch. Zu Hause legen Sie ihn auf ein Brett. Er zappelt nicht mehr. Sie ziehen Gummihandschuhe an. Sie streifen das Netz von dem leblosen, glitschigen Körper herunter und öffnen ihm mit einem scharfen, sägenartigen Messer den Bauch. Blut und Eingeweide quellen hervor. Die Eingeweide legen Sie ordentlich an den oberen Rand des Brettes. Auch die Schwimmblase. Vorsichtig trennen Sie das Fleisch vom Skelett, nehmen die Augen heraus und schneiden die Flossen ab. Jetzt zerlegen Sie das Ganze in lauter kleine Teile. Sie untersuchen Stück für Stück. Auch den Darminhalt. Um besser sehen zu können, halten Sie eins nach dem andern ins Licht. Unter einer Lupe zerlegen Sie die Stücke in noch kleinere Stücke, dann die Stücke in Stückchen und die Stückchen… Nun brauchen Sie ein Mikroskop. Sie nehmen das Brett mit allem, was da drauf ist, und gehen in Ihr Labor. Dort setzen Sie die Untersuchung der winzigen toten Teile eines ehemals Ganzen und Lebendigen fort…

Wissen wir nun, was ein Karpfen ist? Er schaut uns nicht mehr an!“

– – –
* Rôshi: Lehrer des Zen-Buddhismus, Zen-Meister

Aus: Dietrich Stahlbaum: Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht. Ein Roman, Aachen 2000, S. 296 ff. Printausgabe vergriffen, jetzt als eBook → http://www.bookrix.de/_ebook-dietrich-stahlbaum-der-ritt-a…/