Bauten, Brücken, Handwerkskunst von der Steinzeit bis heute

Höhlendorf von Calès bei Lamanon/Eyguières, Provence / Südfrankreich (Steinzeit)
Höhlendorf von Calès bei Lamanon/Eyguières, Provence / Südfrankreich (Steinzeit)
Boriedorf bei Gordes, Haute Provence / Südfrankreich. Selbsttragende Trockensteinkonstruktion (ca. 2000 v.u.Zr.)
Boriedorf bei Gordes, Haute Provence / Südfrankreich. Selbsttragende Trockensteinkonstruktion (ca. 2000 v.u.Zr.)

Borie

Ruine eines Schafsstalls, Causse du Larzac, Südfrankreich

Schafsstall, Causse du Larzac, Südfrankreich
Schafsstall, Causse du Larzac, Südfrankreich

Ruine einer Bergerie

bei Auziale, Languedoc / Südfrankreich
bei Auziale, Languedoc / Südfrankreich
Ginsterstrohhaus, Languedoc
Ginsterstrohhaus, Languedoc
Gut Panker in Ostholstein
Gut Panker in Ostholstein

Schmales Haus in der Normandie

Taubenhaus bei Plogoff. Selbsttragende Trockensteinkonstruktion
Taubenhaus bei Plogoff. Selbsttragende Trockensteinkonstruktion

Taubenhaus (Detail)

GlanumGlanum

Pont du Diable (13. Jh.) bei Olargues, Espinouse / Languedoc
Pont du Diable (13. Jh.) bei Olargues, Espinouse / Languedoc
1. Jh. v. u. Zr.
1. Jh. v. u. Zr.

Pont du GardePont du GardePont du Garde

Viaduc du Gabarit

Viaduc du Gabarit (Detail)

Felsenkirche, Larzac
Felsenkirche, Larzac (Südfrankreich)

Calvaire

St. Martin-le-Vieux SénanqueSénanque

Glockenturm

Glockenturm

Dolmen bei der Prieuré St. Michel-de-Grandmont bei Lodève, Languedoc
Dolmen bei der Prieuré St. Michel-de-Grandmont bei Lodève, Languedoc
Dolmen in Grandmont
Dolmen in Grandmont
Felsengräber bei der Prieuré de Carluc am Lubéron / Alpes de Haute) Provence
Felsengräber bei der Prieuré de Carluc am Lubéron / Alpes de Haute Provence
Friedhof von Douch, Epinouse / Languedoc
Friedhof von Douch, Epinouse / Languedoc

Friedhof bei Port Bou

Veyreau

Vachère

Vachères, Haute Provence
Vachères, Haute Provence
Vachères
Vachères

BanonBanonWeimar (D)

Weimar (D)

Lacoste

Rousses

im Lubéron
im Lubéron
Montdardier b. Blandas
Montdardier bei Blandas
Montdardier bei Blandas
Montdardier bei Blandas

Arles

Görlitz, Schlesien 1996
Görlitz, Schlesien 1996

Uzes

Wasserturm in Recklinghausen-Ost
Wasserturm in Recklinghausen-Ost
Olargues, Haute Languedoc
Olargues, Haute Languedoc
 Kirkeby in Recklinghausen NRW
Kirkeby in Recklinghausen NRW

Per Kirkeby in Recklinghausen

Berlin-Kreuzberg
Berlin-Kreuzberg
Berlin, Potsdamer Platz
Berlin, Potsdamer Platz
Berlin,Potsdamer Platz 4
Berlin, Potsdamer Platz 4
Bundeskunsthalle Bonn
Bundeskunsthalle Bonn
Sparkasse Vest, Recklinghausen
Sparkasse Vest, Recklinghausen
Sparkasse Vest, RE
Sparkasse Vest, RE
Sparkasse Vest,
Sparkasse Vest, RE
Kleinstes Haus in Recklinghausen
Kleinstes Haus in Recklinghausen
Alte Zeche Oer-Erkenschwick
Alte Zeche Oer-Erkenschwick
Kühlturmhülle der Zeche RE-Suderwich IV/V kurz vor dem Abriss
Kühlturmhülle der Zeche
RE-Suderwich IV/V kurz vor dem Abriss
Kreuzung in Suderwich
Kreuzung in Suderwich
PALÄ POTT am 16. September 2014 Neuer Überdimensionaler Konsumtempel in Recklinghausen
PALÄ POTT
Neuer, überdimensionaler Konsumtempel in Recklinghausen.  16. September 2014

Fotos 1978-2015 © Dietrich Stahlbaum

Was heißt das eigentlich: IDEOLOGIE?

«Ideologie» (griechisch: die Lehre von den Ideen), ursprünglich eine von dem französischen Philosophen Antoine Destutt de Tracy * begründete sensualistische philosophische Richtung, deren Vertreter auf der Grundlage genauer und systematischer Kenntnis der Ideen, der physiologischen und psychischen Wahrnehmungen der Welt, ein auf die Praxis gerichtetes Regelwerk für Ethik, Politik und Erziehung erstellen wollten. Die Ideologen hatten Ende des 18.  Jahrhunderts nicht unbedeutenden politischen Einfluss. Bis ins 19.  Jahrhundert blieb der Begriff Ideologie neutrale Bezeichnung für die Wissenschaft von der Entstehung und Entwicklung geistesgeschichtlicher Ideen. Danach wurde er im allgemeinen Verständnis zunehmend gleichbedeutend mit einer praxis- und realitätsfernen Wirklichkeitsauffassung.

Im heutigen Sprachgebrauch steht der Begriff «Ideologie » für das gesamte Denk-, Wertungs- und Normensystem einer Gesellschaftsgruppe, besonders aber in pejorativem Sinne für weltfremde Dogmatismen und starre, einseitige, interessenverzerrte Weltkonzepte, die alle (gesellschaftlichen) Probleme auf sehr wenige oder gar eine einzige Ursache zurückführen und für deren Lösung den richtigen Weg zu wissen vorgeben. Von einer Ideologisierung spricht man demgemäß dann, wenn an die Stelle einer kritischen Objektivität ein als unhintergehbar behauptetes, den objektiv beobachtbaren Tatsachen zuwiderlaufendes Wert- und Wahrheitsmaß gesetzt wird. Dies war insbesondere der Fall im Faschismus (in Deutschland in seiner spezifischen Ausformung des Nationalsozialismus) und im Kommunismus, den beiden großen Ideologien des 20. Jahrhunderts. [Encarta-Enzyklopädie]

* 1796 Die französischen Ideologen standen in der Tradition der Aufklärung und waren demokratisch orientiert. [Wikipedia] Es waren die „Materialisten“, die den Begriff IDEOLOGIE umgemünzt haben. Marx und Engels machten daraus ein politisches Schlagwort.

Der Begriff «Ideologie» (griechisch ιδεολογία – die Ideenlehre) wurde im Verlauf seiner Begriffsgeschichte auf vielfältige Weise bestimmt, so dass eine allgemein gültige Definition schwer angegeben werden kann. Zumeist wird mit dem Wort Ideologie ein System von Meinungen und Wertvorstellungen bzw. Denkweisen über den Menschen und die Gesellschaft beschrieben.

Der Begriff Ideologie wird auch als Synonym für ein fixiertes Weltbild gebraucht, das auf einer bestimmten (z.B. konservativen, sozialen, liberalen, ökologischen) Grundidee beruht, die in den Augen ihrer Vertreterinnen und Vertreter einen Idealzustand beschreibt. [Wikipedia]

Zur Begriffsgeschichte → http://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie

These:

Wer den Begriff IDEOLOGIE benutzt, um Anschauungen Anderer abzuwerten, dem wird dieser Begriff zum Bumerang, und der trifft den eigenen Kopf.

Begründung:

Urteile, Wertungen setzen ein Begriffs- und Wertesystem voraus, eine Ideologie! Der entnehmen wir auch die Kriterien, wenn wir Ideen, eine wissenschaftliche oder politische Anschauung, (Lehr-) Meinung, Denkweise als «Ideologie» entlarven wollen.

«Ideologie» ist – rein sprachlich – ein wertneutraler Begriff, den man gern als Stempel benutzt. Der wird dann schnell allen konträren, unliebsamen und daher lästigen Ideen aufgedrückt, um zu signalisieren, dass es verlorene Zeit wäre, sich damit auseinander zu setzen.

Ein Bedeutungswandel, der Sprache verfälscht. Anstatt „das Kind mit dem Bade auszuschütten“, sollten wir uns wieder auf die ursprüngliche Bedeutung dieses Begriffes besinnen.

Von blog.de (20. 11. 2006) übernommen.

Logik unserer Sprache

Warum steht ein Artikel in einer Zeitung? Warum liegt er nicht? Er wird ja nicht hineingelegt. Warum sitzt er nicht in einer Zeitung? Er wird ja hineingesetzt. Früher machte das der Setzer, der Schriftsetzer. Er nahm die Bleilettern einzeln aus einem hölzernen Setzkasten heraus und setzte damit auf einem Setzschiff Zeile für Zeile zu Satzspalten zusammen. So entstanden die Druckseiten.
Wenn dem Setzer das Malheur passierte, dass das bleischwere Setzschiff, eine Art Brett, ihm aus der Hand kippte, herunterfiel und Hunderte von Lettern verstreut auf dem Boden lagen und er noch einmal von vorne anfangen musste, dann gab es in der Setzerei ein Höllengelächter, und alle seine Kollegen veranstalteten ein Trommelkonzert. Ich habe das einmal miterlebt, um 1957, als ich in einem Hamburger Verlag ausgebildet wurde und als Praktikant in einer Druckerei gearbeitet habe.

Kommentar:

gelöschter User (Besucher):

Interessant was du da geschrieben hast. Ich sehe dass du einen Laptop hast, da hast du ja ein ganzes Stück Technikgeschichte miterlebt, von Bleilettern bis hin zum PC. Meines Wissens wird heute in einer Druckerei auch alles per Computer gesteuert und gedruckt mittels moderner Rollenoffsetmaschinen.

Von blog.de (05. 07. 2009) übernommen.

Fremdwörter 1/5: Absonderliches

Fremdwörter werden gern benutzt, um Bildung zu bezeugen. Da gibt es zum Beispiel den Buchhändler, der, ein gewiefter Händler, bereits mehrere Konkurse heil überstanden hat, aber von Büchern nicht allzu viel versteht, dennoch Autorenlesungen veranstaltet und sogar moderiert. Drei bis vier Lesungen im Jahr. Für jede Lesung hat er ein spezielles Fremdwort einstudiert. Einmal war(en) es Imponderabilien. Er benutzte dieses Wort mehrmals an einem Abend, und zwar in einer Weise, die nicht erkennen ließ, worauf es sich bezog. Und wurde dafür von einem großen Teil des Publikums beklatscht, während der Autor etwas verwundert dreingeschaut hat.
Es waren Sätze wie: „Angesichts der Imponderabilien, mit denen wir es heute zu tun haben…“
Ob es nachher bei den Kundengesprächen im Laden bis zur nächsten Lesung auch solche Imponderabilien gab, entzieht sich meiner Kenntnis.

Vom blog.de (18. 05. 2006) übenommen.

Fremdwörter 2/5: Deutsche Fremdwörter

Auch deutsche Wörter werden in andere Sprachen übernommen und sind dort dann Fremdwörter, zum Beispiel:
• im Englischen: iceberg, kindergarten, gedanken experiment, dachshund, rucksack, blitzkrieg, zugzwang, zeitgeist, schadenfreude, doppelgänger, poltergeist, angst, spritzer (Weinschorle), sauerkraut, schwanz, sprachgefuhl, weltanschauung, Hinterland, wunderkind
• im Niederländischen: überhaupt, sowieso, ansichtkaart
• im Bosnischen/Kroatischen (oft von österreichischer Aussprache beeinflusst): auspuh: Auspuff, tašna: Tasche; sowie ausschließlich im Bosnischen: šrafciger: Schraubenzieher, paradajz: Paradeiser, vinkl: Winkel
• im Russischen: Eisberg, Landschaft, Zeitnot, Butterbrot
• in Suaheli: shule
• im Französischen: Blitzkrieg, Drang nach Osten, weltanschauung, leitmotiv, bunker, poltergeist
• im Spanischen: kindergarten

[Aus: Wikipedia. Weitere Beispiele →
http://de.wikipedia.org/wiki/Fremdwort#Deutsche_W.C3.B6rter_in_anderen_Sprachen%5D

Und vergessen wir nicht waldsterben im Englischen und teilweise auch im Französischen, neuerdings wörtlich übersetzt in mort des forêts und weniger wörtlich in dépérissement des forêts (Dahinsiechen, Eingehen, Verkümmerung, allmähliches Zugrundegehen der Wälder).

Vom blog.de (18. 05. 2006) übernommen.

Fremdwörter 3/5: Deutsche Sprachkritik

Die «Stiftung deutsche Sprache» ( → http://www.stiftung-deutsche-sprache.de/wdm.php ) will die vielen Anglizismen durch deutsche Wörter ersetzen. Deshalb bittet sie um Vorschläge. Heute ist es der Begriff «BRAINSTORMING», den es schon Jahrzehnte vor der Erfindung des Wortes Denglish gab. Ein Rückblick auf deutsche Sprachkritik:

Ueber Sprache und Worte

„Bisweilen fehlt in einer Sprache das Wort für einen Begriff, während es sich in den meisten, wohl gar in allen andern findet: ein höchst skandalöses Beispiel hievon liefert im Französischen der Mangel des Verbi „stehn“. Für einige Begriffe wiederum findet sich bloß in e i n e r Sprache das Wort, welches alsdann in die andern übergeht: so das lateinische „Affekt“, das französische „naiv“. das englische confortable, disappointment, gentleman und viele andere. Bisweilen auch drückt eine fremde Sprache einen Begriff mit einer Nüance aus, welche unsere eigene ihm nicht giebt und mit der wir ihn jetzt gerade denken: dann wird Jeder, dem es um einen genauen Ausdruck seiner Gedanken zu thun ist, das Fremdwort gebrauchen, ohne sich an das Gebelle pedantischer Puristen zu kehren. (…)“

Arthur Schopenhauer (1788-1860): aus Parerga und Paralipomena in: Sämtliche Werke, Wiesbaden 1966, S.602

Karl Kraus: Hier wird deutsch gespuckt

„Die Muttersprache zugleich reinigen und bereichern ist das Geschäft der besten Köpfe. Reinigung ohne Bereicherung erweist sich öfters geistlos…. Der geistreiche Mensch knetet seinen Wortstoff, ohne sich zu bekümmern, aus was für Elementen er bestehe; der geistlose hat gut rein sprechen, da er nichts zu sagen hat. Wie sollte er fühlen, welches künstliche Surrogat er an der Stelle eines bedeutenden Wortes gelten läßt, da ihm jenes Wort nie lebendig war, weil er nichts dabei dachte? Es gibt gar viele Arten von Reinigung und Bereicherung, die eigentlich alle zusammengreifen müssen, wenn die Sprache lebendig wachsen soll.“  Goethe

„Wenn die Herren die große Zeit, anstatt sie mit Sprachreinigung zu vertun, lieber darauf verwenden wollten, ihren Mund zu reinigen, so wären die Voraussetzungen für eine spätere internationale Verständigung vielleicht gegeben. Gewiß, man muß Fremdwörter nicht gerade dort gebrauchen, wo es nicht notwendig ist, und man muß nicht unbedingt von Kretins sprechen, wo man es mit Trotteln zu tun hat. Aber das eine sei ihnen doch gesagt: daß ein Fremdwort auch einen Geschmack hat und sich seinerseits auch nicht in jedem Mund wie zu Hause fühlt. Freilich bin ich ja nicht kompetent, weil ich mit der Sprache nur eine unerlaubte Beziehung unterhalte und sie mir nicht als Mädchen für alles dient. Aber ich habe auch bloß den Schutz jenes Sprachgebrauchs im Sinn, den die Leute für die Sprache halten. Mehr ihnen zu sagen, wäre vom Übel. Sie verstehen ihre eigene Sprache nicht, und so würden sie es auch nicht verstehen, wenn man ihnen verriete, daß das beste Deutsch aus lauter Fremdwörtern zusammengesetzt sein könnte, weil nämlich der Sprache nichts gleichgültiger sein kann als das »Material«, aus dem sie schafft. (…)

An die Anschrift der Sprachreiniger

Die Literarhistoriker, die den Deutschen ihr Sprich deutsch!  zurufen, haben, da sie selbst nicht imstande sind, diese Forderung zu erfüllen, auch keine Ahnung, daß sie die andern damit nur bestärken, undeutsch zu sprechen. Denn sie wollen sie bloß vom wohltätigen Gebrauch der Fremdwörter abhalten, der doch allein die deutsche Sprache davor bewahren kann, verhunzt zu werden. Anstatt sich an den unendlichen Ausdrucksmöglichkeiten der deutschen Sprache zu versündigen, ist es hundertmal besser, sich der einfacheren Formen einer fremden zu bedienen. Je mehr Fremdwörter jene gebrauchen, die nie deutsch lernen werden, desto besser. Denn daß sie es eher erlernen würden, wenn ihnen der Gebrauch der Fremdwörter verboten wäre, ist doch eine ausgemachte Dummheit. Wer deutsch kann, hat auch zwischen Fremdwörtern Spielraum, es zu können, und wer es nicht kann, richtet nur im weiteren Gebiet Schaden an. »Sprich deutsch!« ist leicht geraten. Wer kein Fremdwort gebraucht, hat darum noch lange nicht gelernt, der Forderung des Professors Engel zu entsprechen, selbst wenn dieser von der Leistung befriedigt wäre.
Die Fremdwort-Jäger sind allen Ernstes der Meinung, daß sie es in jedem Wortdickicht, in jedem Wortgedicht erlegen können. (…)“

Karl Kraus (1874-1936): Die Sprache, München 1969, S.9 und 11

Die Erstausgabe dieses Buches erschien 1937. Die Kritik richtet sich demnach gegen die Sprach“hygienik“ der Nazis und ihrer Vorgänger.

Von blog.de (15. 05. 2006) übernommen.

Fremdwörter 4/5: Ein „E-Brief“

Vor ein paar Tagen landete in meiner Mailbox – pardon! …in meinem elektronischen Briefkasten ein „E-Brief“. Absender war ein Verleger. Beim Googeln, nämlich bei der Suche in der nach dieser Tätigkeit benannten Maschine stellte sich heraus: Dieser „E-Brief“ kam aus dem rechten Lager.
[Maschine von machine oder machina? »Deus ex machina«: der Gott aus der (Theater-)Maschine, eine Metapher, die schon Platon (427-347 v. u. Zr.) angewendet haben soll, allerdings nicht, wie hier, auf lateinisch.]

Der Absender des „E-Briefes“, ein ehemaliger Funktionär der Jungen Nationaldemokraten (JN), Mitbegründer der „Grünen Zelle Koblenz“, Ende der 80er Jahre Kreisvorsitzender der Republikaner, verlegt heute unter dem stets wachsamen Auge des Verfassungsschutzes nicht Literatur, sondern „deutsches Schrifttum“ und „deutsches Brauchtum“.

Zu ersterem gehören die Erinnerungen des letzten Reichsjugendführers der Hitlerjugend, Arthur Axmann, der sich sicherlich bemüht hat, deutsch zu schreiben. [Axmann hatte 1940 den Reichsjugenddichter Baldur von Schirach abgelöst. Er war wohl der einzige Naziführer, der nicht den rechten Arm zum (Hitler-) Gruß ausstreckte, sondern den linken. Den rechten hatte er gleich zu Beginn des 2. Weltkriegs verloren. Ich habe damals als Pimpf, später als „Hitlerjunge“ beide erlebt und – verehrt. Erst der Nürnberger Prozess öffnete mir die Augen.]

Zurück zur Sprache: Heute besorgen die Linguisten unter den Ewig-Gestrigen die Reinerhaltung der deutschen Sprache und bekämpfen damit die „Überfremdung unserer Kultur“. Schon zu Hitlers und des Goebbels Zeiten besann man sich seiner germanischen Herkunft und dichtete im Stil der Edda wie beispielsweise Baldur von Schirach und Agnes Miegel (Namensgeberin der Schule, in der mir Germanentum und deutsches Deutsch eingebläut worden ist).

Ich kann mich nicht an die Wörter erinnern, die ausgemerzt und durch „urdeutsche“ oder neu erfundene, zum Teil recht kuriose ersetzt worden sind. Ich habe die vormals gebräuchlichen Wörter ja nicht gekannt und erst später davon erfahren.

Karl Kraus damals, als diese sonderbaren „Germanisten“ sich auch unserer Muttersprache bemächtigten und daraus eine Vatersprache machten: Es ist «schon fast eine körperliche Pein, den postalischen Terminus Adresse  (…) zu Anschrift  eingedeutscht zu sehen.» [In: Die Sprache, 1969, S.11]

In Vertriebenenblättern kann man noch heute den „Schriftleiter“ finden, der im Impressum den Platz eines Redakteurs eingenommen hat. Und wer weiter sucht, wird darin sicherlich keine Autoren finden, sondern Schriftsteller.

Trotzdem noch einmal K. K.: «Die deutsche Sprache ist die tiefste, die deutsche Rede die seichteste.» [In: Karl Kraus: Die Sprache, Auswahl, Wiesbaden 1959, S.5]

Und da sich nichts daran geändert hat, sind wir wieder in der Gegenwart angelangt, bei der heutigen Sprachverhunzung.
Anglizismen, die gedankenlos gebraucht oder für Werbezwecke missbraucht werden, sind keine Bereicherung unserer Sprache. Dadurch verflacht unsere Sprachkultur, und jedes Sprachgefühl geht dabei verloren, so, wie durch Fast-Food, zu Deutsch Schnellkost, die Esskultur.

Von blog.de (15. 05. 2006) übernommen.

Fremdwörter 5/5: „cool“. Kinder und Jugendliche

Wenn Kinder und Jugendliche alles, was sie besonders gut finden, auch Menschen, die sie bewundern, alles, wofür sie sich begeistern und erwärmen, als “cool“ bezeichnen, dann ist das zuerst einmal Jargon bzw. slang wie z. B. die Prädikate super oder spitze, die dasselbe bedeuten, nämlich großartig, hervorragend, bestens u. dgl. Es sind Sprechblasen aus der Comicsprache. Bei cool wird die ursprüngliche Wortbedeutung umgekehrt, unbewusst.

Kinder und Jugendliche haben einen verhältnismäßig kleinen Wortschatz. Sie verständigen sich mit wenigen Worten, die sie alle kennen und anwenden. Das ist ganz normal. Sie stehen am Anfang oder mitten in der Sprachentwicklung. Infantil wird ihre Sprache erst, wenn sie sie nicht weiterentwickeln und ausweiten können. Wenn sie, weil niemand sie dazu anregt, nicht lernen können, ihre Empfindungen adäquat zum Ausdruck, alle ihre Gefühle zum Sprechen zu bringen und ihre Befindlichkeiten genau zu beschreiben, kurz: sich zu artikulieren.

Unter dem Mangel an Ausdrucksfähigkeit leidet die Kommunikation. Konflikte können nicht verbal gelöst werden. Man versteht auf einmal einander nicht mehr und schlägt zu oder wird geschlagen. Rohe Gewalt ersetzt Worte, die Missverständnisse ausräumen, Differenzen beseitigen und zu friedlichen Lösungen führen könnten.

Soziologen und Soziopsychologen sprechen heute von einer »infantilen Gesellschaft«. Wie nahe sie damit an der Wahrheit sind, zeigt unsere Alltagssprache. Sie wird von primitivster Werbung geprägt, von TV-Sendungen und von der Regenbogenpresse, von einer Fast-Food- und Schmalkost-Sprache, die mit lauter, zumeist verstümmelten Anglizismen gespickt ist, auch mit Wortkrüppeln deutscher Herkunft. In diese Gesellschaft wächst unsere Jugend hinein.

Hier wären Sprachkritik, Sprachpflege und Sprachförderung anzusetzen. Mit „PRALLKISSEN“ für Airbag und „KLAPPRECHNER“ für LAPTOP und das NOTEBOOK oder mit einem derzeit gesuchten deutschen Wort für BRAINSTORMING ist es nicht getan. [Siehe Stiftung deutsche Sprache: → http://www.stiftung-deutsche-sprache.de/wdm.php ]

Kinder und Jugendliche, ich vermute, die meisten von ihnen, leben heute in der virtuellen Welt der Computer- und Handyspiele und in der TV-Bilderwelt. Sie sind passive Konsumenten einer Pseudokultur. Sie sind dazu gemacht worden. [Sie sind auch der Natur entfremdet worden. Aber das ist ein anders Thema.] Deshalb kann nicht früh genug damit begonnen werden, sie an Literatur heranzuführen und, wie einst in den Rhetorikschulen der Antike, sie perfekt sprechen zu lehren.

In Frankreich hat oder hatte (Ich bin da nicht mehr ganz „auf dem Laufenden“) in der Bevölkerung Literatur * einen sehr hohen Stellenwert. L`écrivain, der Autor, die Autorin, rangier(t)en gleich hinter dem Staatspräsidenten. Dies erklärt, weshalb man sich hier um die Erhaltung der französischen Sprache besonders kümmert. Nationalismus kann es nicht sein, denn es gibt heute, Jahrzehnte nach Ende der Kolonialherrschaft, eine Reihe bedeutender Autoren und Autorinnen aus Algerien, Marokko und aus dem Senegal, die ein hervorragendes Französisch schreiben und in ganz Frankreich anerkannt sind. Eine gemeinsame Sprache verbindet.

———
* Es ist noch nicht lange her, dass in Frankreich die Alltagssprache mit allen ihren Idiomen in die „Hoch“literatur übernommen wurde.

Von blog.de (15. 05. 2006) übernommen.