Jim al-Kahlil: Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur

Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur

Klappentext:

Wer entdeckte lange vor Kopernikus das heliozentrische Weltbild? Ibn al-Shatir. Wer beschrieb als Erster den Blutkreislauf? Ibn al-Nafees. Wer war vor Leonardo das erste Universalgenie? Abu Rayan al-Biruni. Im 9. Jahrhundert gründete der Kalif von Bagdad das legendäre „Haus der Weisheit“, das fortan zum Weltzentrum der Gelehrsamkeit wurde. Hier wurden die großen Werke der Antike – Galen, Hippokrates, Platon, Aristoteles und Archimedes – vor dem Vergessen bewahrt, grundlegende Erkenntnisse der Astronomie, Mathematik, Medizin und Zoologie gewonnen.

Der bekannte britisch-irakische Wissenschaftshistoriker Jim al-Kahlili erzählt in seinem reich bebilderten Buch die faszinierenden Geschichten dieser Pioniere der Wissenschaften und vom einzigartigen Goldenen Zeitalter arabischer Gelehrsamkeit, ohne die unsere abendländische Kultur so nicht existieren würde. Außerdem ist er Autor zahlreicher Bücher und BBC- Sendungen zur Wissenschaftsgeschichte. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Michael Faraday Prize für Wissenschaftspublizistik der Royal Society.

S. Fischer Verlag; 3, Auflage (März 2012), 448 Seiten

Aus Rezensionen:

»Mit dem Buch liegt erstmals eine zugleich profunde und eingängig geschriebene Einführung zu den Leistungen der arabischen Wissenschaftler des Mittelalters vor. Die Begeisterung für sein Thema merkt man dem Autor an. Das Buch ist flüssig zu lesen und lädt mit zahlreichen Illustrationen zum Mitdenken ein, ohne zu überfordern.«
Stefan Weidner, Deutschland Radio Kultur

Im Haus der Weisheit ist ein wunderbares Buch, das den Horizont unseres Geschichtsverständnisses zu erweitern hilft.«
Otto Schily, Die Welt

»Wer mehr über die faszinierende Welt der arabischen Wissenschaften erfahren möchte, dem sei al-Khalilis Buch wärmstens empfohlen.«
Michael Fischer, Tages-Anzeiger

»Empathische Wissenschaftsgeschichte mit persönlicher Note«
zenith Zeitschrift für den Orient

»Al-Khalili hat eine gleich verlässliche wie fesselnde Geschichte über [die] Blütezeit der arabischen Wissenschaft geschrieben«.
Klaus Taschwer, Der Standard

»Sein Buch ist ein mitreißendes Plädoyer für die heute auch im Westen bedrohte Freiheit von Forschung und Lehre.«
Hans-Jörg Modlmayr, WDR 3

„Das Christliche Abendland“ – eine Legende (Leserbrief)

…an das Medienhaus Bauer, Marl, und an die Frankfurter Rundschau

Zu Berichten, Kommentaren, Leserbriefen über Pegida und andere Abendländler
im Dezember 2014

Alle, die um „das christliche Abendland“ bangen, brauchen sich keine Sorgen zu machen: Das „christliche Abendland“ ist eine Erfindung von Theologen und Kirchenhistorikern. Sie haben uns verschwiegen oder wussten selber nicht, dass muslimische Araber zur Entwicklung Europas wesentlich beigetragen haben.

Im 8. Jahrhundert entstand in Bagdad eine von Muslimen initiierte und finanzierte Übersetzungsbewegung, an der auch Juden und Christen beteiligt wurden. Dort wurde nahezu das gesamte Wissen und Denken der damaligen Zeit zusammengetragen und ins Arabische übersetzt, um es kritisch bewerten, weiterentwickeln und anwenden zu können. So sind die philosophischen und naturwissenschaftlichen Werke (Mathematik, Geometrie, Astronomie, Medizin, Technik) aus dem antiken Griechenland, aus Persien und Indien über das islamische Spanien in das von Analphabeten und Halbalphabeten beherrschte „Abendland“ gelangt.*)

Der bekannteste von diesen war ein fränkischer König namens Karl, der zwar lesen, aber trotz aller Bemühungen nicht schreiben konnte. Seine Gier nach Macht, Reichtum und Ruhm trieb ihn von einem Krieg zum anderen, trieb ihn zu äußerster Grausamkeit bis zum Massenmord von „Heiden“, die sich einer Zwangschristianisierung verweigerten. Zum Dank dafür krönte ihn am 25. Dezember des Jahres 800 u. Z. der Papst zum Kaiser. Im „christlichen Abendland“ feiert man ihn heute noch als den „Vater Europas“ und nennt ihn Karl der Große! – **)

Liebe Muslimas und Muslime, es ist ein Agnostiker und Atheist, der auch euch an die Blütezeit des Islams erinnert. Am Anfang des Korans heißt es: „iqra!“ (Lies, bilde dich!). Heute, im 21. Jahrhundert, bedarf es, um Wissen und Weisheit zu erlangen, einer säkularen und universellen Bildung – jenseits aller Religionen.

*) Quellen: Jim al-Kahlil: »Im Haus der Weisheit. Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur«, S. Fischer Verlag, 3. Aufl. 2012 und Rolf Bergmeier: »Christlich-abendländische Kultur. Eine Legende. Über die antiken Wurzeln, den verkannten arabischen Beitrag und die Verklärung der Klosterkultur«, Alibri-Verlag 2014. **) Arte-Doku-Film, 27.12.2014

Am 30. 12. 2014 leicht gekürzt in der Frankfurter Rundschau und am 31. 12. 2014 in den Zeitungen des Medienhauses Bauer vollständig veröffentlicht.

Pegida I – IV

PegidaPegida II

Pegida IIIReplik auf einen Kommentar

Andreas, ich greife mal Gedanken von dir auf, die ich nie bestritten und nicht erwähnt habe, weil ich sie – eine Verallgemeinerung* ausgenommen – für richtig und selbstverständlich halte:

„Multikulti darf nicht bedeuten, dass eine Gruppe mit kulturellem Kram andere schädigt und man muss das alles so hinnehmen…

Neben Multikulti muss es gemeinsame Schnittmengen geben, sonst herrscht Chaos.
Das können Gesetze sein. Grundrechte. Verfassungen usw.

So herrscht bei uns ja Multikulti bezüglich Religion – da darf jeder glauben und machen, wie er will *) – aber es gibt die Rechte, die z. B. verbieten, dass man Menschen verletzen oder töten darf. Daran haben sich auch die zu halten, die aus religiösen Gründen Menschen verletzten wollen (z. B. Jungen und Mädchen beschneiden **) oder gar töten (irgendwelche Riten aus dem Busch mit Menschenopfern… oder radikale Christen, die Menschen opfern wollen, weil sie das der Bibel entnehmen.)…“

** Zur Kritik am Kölner Beschneidungsurteil

Leserbrief von Dietrich Stahlbaum an das Medienhaus Bauer, Marl:

Die religiöse Beschneidung minderjähriger Knaben ist schon seit einigen Jahren in Fachkreisen nicht unumstritten. So befand 2008 der Jurist und Psychoanalytiker Prof. Günter Jerouschek: „Im Geltungsbereich des Grundgesetzes aber wiegen die Menschenwürde und das Recht auf körperliche Unversehrtheit schwerer als das Recht der Eltern, ihre Kinder zu verletzen, um der Religion, und sei es auch nur vermeintlich, Genüge zu tun. Den Eltern einen solchen Aufschub zuzumuten, scheint mir umso erträglicher zu sein, als es im muslimischen Bereich keine religiös verbindlichen Altersvorgaben für die Vornahme der Beschneidung gibt, mithin eine Erwachsenenbeschneidung ohne weiteres korankonform ist, und die Juden nicht aus ihrer Religion herausfallen, wenn sie nicht als Säuglinge beschnitten worden sind.“…

Den polemisch abwertenden Begriff „Multikulti“ verwendest du, nicht ich. Lies doch bitte den ganzen Passus noch einmal:

»Das Abendland richtet sich selber zugrunde, dazu bedarf es keiner muslimischen „Gotteskrieger“. Es geht an kultureller Inzucht zugrunde, wenn es sich abkapselt und sich nicht multikulturell weiterentwickelt. Nicht ohne Grund habe ich den deutsch-iranischen Autor und Islamwissenschaftler Navid Kermani zitiert:

„Kulturen waren immer dann stark, wenn sie sich selbst in Frage stellten und Einflüsse von außen selbstbewusst aufnahmen, statt sich zu verkriechen oder sich immer nur zu beklagen.“«

Um dir zu verdeutlichen, was ich meine: Unter „multikulturell“ verstehe ich kulturelle Vielfalt, auch die – friedliche, den Menschenrechten entsprechende – Koexistenz verschiedener Kulturen in einer Gesellschaft, einem Land, einem Staat, einem Kontinent. Integration, statt Assimilation. Das erfordert Toleranz, Achtung vor einander, und dies setzt Selbstachtung voraus.

Friedliche kulturelle Koexistenz hat sich trotz aller Rückschläge Jahrhunderte lang in vielen Teilen der Welt bewährt und auch das Abendland vorangebracht, hier unter anderem dank muslimischer Araber. Siehe „Das Christliche Abendland“ – eine Legende. Hier im Blog!

Du kennst meine kritische Einstellung zu allen Religionen, vor allem zu den monotheistischen.
Und brauchst hier keine offenen Türen einzurennen.

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Andreas | 22.02.2015 |

Zur Kritik am Kölner Beschneidungsurteil (Leserbrief von Dietrich Stahlbaum):

Ja, da hast du ein Beispiel, dass selbst du Multikulti Grenzen setzen willst (denn wenn ich dich richtig verstehe, bist du ja auch gegen die Beschneidung von männlichen Babys/Kindern).

> „Um dir zu verdeutlichen, was ich meine: Unter „multikulturell“ verstehe ich kulturelle Vielfalt, auch die – friedliche, den Menschenrechten entsprechende – Koexistenz verschiedener Kulturen in einer Gesellschaft, einem Land, einem Staat, einem Kontinent. Integration, statt Assimilation. Das erfordert Toleranz“

Man kann nicht alles tolerieren (siehe Beschneidung, Menschenopfer usw, da bist du ja auch intolerant)

Und wenn du die einzelnen Kulturen integrieren willst, dann muss es ja etwas geben, in was man sie integrieren kann. Das wäre dann eben sowas wie die Verfassung, übergreifende Traditionen o.ä.

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Der vollständige Thread mit 29 Kommentaren (Kontroverse mit einem PEGIDA-Anhänger) kann hier abgerufen werden → http://www.myheimat.de/recklinghausen/politik/pegida-iii-d2667699.html

Und hier sind bisher 26 Kommentare  → http://www.lokalkompass.de/recklinghausen/politik/ein-paar-schwarze-schafe-machen-nicht-die-ganze-herde-schwarz-fluechtlinge-xenophobie-kausalitaeten-leserbriefe-d589389.html